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210 Ersteigung des IohllMiisberge« auf dar Pasterze.
Im feineren Noidwcsten von der Scharte bauten sich dann in-
mitten ihrer weiten Eisfelder die Gletscherberge über dem südwestlichen
Hintergrunde des StubachthaZes auf, der Granatkogel, Värcnkopf,
Sonnblick, der Laudeckkogel uud der Närenkogel in der nordwestlichen
Ecke des Dorferalpcnthales, dessen auf dem Taueruwege sichtbarer Glet-
scher das schönste blaue Eis unter allen mir bekannten österreichischen
Gletschern hat. Selbst ferne Gletscher gegen den Benedigcr zu, und
wie Nödcrer behauptete, der Veuediger selbst, waren sichtbar. Da aber
auf allen diesen fernen Vergen dichter Nebel lag, konnte sie Nöderer
eben so wenig als ich mit Sicherheit erkennen.
Das Barometer gab mir die Höhe der Scharte mit 19,050
W. F., wogegen die Gebriiber Schlagintweit für ihr Firnmeer des
Pasterzengletschers au den Todtenlöchcrn, worunter jedoch nach der Karte
und der Tafel I I , deö Werkes „Untersuchungen Nber die physikalische
Geographie der Alpen" nur die Ocdenwinkelscharte verstanden sein
kann, die Höhe mit 10.340 P. F, fanden.
Um 9 Uhr wurde dann znr eigentlichen Ersteigung des Iohanni?-
bergcs aufgebrochen. Plattl hatte sich hinlänglich überzeugt, daß man
von der Scharte nicht gerade auf die Spitze steigen könne. Wir er-
kannten jetzt alle den alten Weg vom Jahre 1844 als den besten au
und als unsere Aufgabe, irgendwo anf den uns bis zum Ueberdrusse
bekannten südöstlichen Kamm hinaufzukommen. Das konnte nur über
die etwas nach vorne gegen die Pastcrze zn liegenden Abhänge aus
der nördlichen Seite des Schneethales, durch welches wir znr Scharte
gewandert waren, geschehen. Denn der Abfall des Hanfttkammcs nach
Süden unmittelbar auf die Scharte und selbst jener in das Schnee-
thal des südöstlichen Kammes an seiner Wurzel ist zu steil, um hier
die Abhänge betreten zu können. Deßhalb konnten wir auch nicht
einmal von der Scharte weg schräg über sie zu den gangbaren Par-
tien der Neigung des Kammes nach Süden gehen. Wir mnßtcn also,
um zu den letzteren zu gelangen, eine Strecke weit der Tiefe des
Cch',ieethales folgen, und die dadurch gebotene Leistung gehörte wegen
der Höhe des hier liegenden Neuschnees zu den allermühsamsten.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918