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Ersteigung des AnkoaM lei Gasteln.
Negen fiel, welcher den ganzen Vormittag des I. August hindurch
anhielt, da waren meine Hoffnungen noch einmal tief gesunken und
es gab sogar einen Augenblick, nämlich, als ich den erst vor einigen
Stunden auf den Bergen gefallenen Neuschnee sah, in welchem ich
das Unternehmen schon gänzlich aufgegeben hatte. Doch anders hatte
es mir das Schicksal bestimmt. Noch schöner als der bereits angenehm«:
Nachmittag des I.August gestaltete sich der Morgen des 2,, und als
Pflaum an demselben um 8 Uhr Früh zu mir kam, beschlossen wir,
noch an diesem Tage bis in die letzte Alpe im Nnlaufthale, das
nahe dem Fuße des Ankogels gelegene Nothegg, zn gehen, um am
Morgen des 3, die Vergspitze selbst zu ersteigen. Um dem Manne
den nochmaligen Weg von Blickstein, wohin er sogleich zurückkehren
mnßtc, nach Vadgastein zn ersparen, übergab ich ihn: das wenige mit-
zunehmende Gepäcke schon jetzt und hieß ihn, nachdem ich ihm meine
Aufträge wegen der Herbeischaffung von Seilen, einer Hacke und des
Mnndvorrathes erneuert halte, mich mit dcm zweiten Begleiter, als
welchen er mir den Zimmermann Haidacher nannte, um 3 Uhr in
Böckstein erwarten.
Dieser Stunde der Zusammenkunft halber brach ich sogleich nach
der Mittagstafel bei Straubinger, wo ich nochmals die besten Wünsche
meiner älteren, hier iu Gasiein wiedergefundenen, nnd so mancher erst
nen gewonnenen Bekannten empfing, um 2 Uhr vom Wildbade auf.
Ich traf pünktlich um .8 Uhr in Bockstcin ein, 5as ich, als ich mich
von der Befolgung meiner Anordnungen rücksichtlich des Mitzuneh-
menden überzeugt hatte, auch bald wieder mit Pflaum, denn Haidacher
konnte seines Dienstes halber erst später nachkommen, verließ.
Wer die Gasteiner Gegend kennt weiß, daß sich das Anlaufthal
fast von den Häusern von Bocksiein an gegen Südostcn zieht. Am
letzten Schlüsse dieses Thales nun, dort, wo es sich fast nur mehr
von Westen gegen Osten ausdehnt, thürmt sich, ebeu wegen seiner
Lage in dem dnrch weiter nach vorne siehende Berge gedeckten südöst-
liche« Thalwinkel, von Böckstein aus nicht sichtbar, der Aukogel.
Mir hatten deßhalb znerst die Aufgabe, das genannte Thal
seiner ganzen Zange nach zu durchwandern.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918