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Ersteigung des Ankogels ün Gastein. 225
Wenn sich in derlei Thälern nicht charakteristische Uiiterscheidungs«
Merkmale: Seen, Wasserfalle :c. befinden, so ist es die unlohncndste
Aufgabe, sie zu beschreiben.
Schildere ich nämlich das Anlaufthal als ein Thal, im Hinter-
grunde quer van mächtigen, zum Theile schneebedeckten, Kuppen ge-
schlossen, mit hohen Wanden an beiden Thalseiten, die häufig in Ge-
rölle, welches bis zur Thalsohle reicht, abgestürzt sind, an andern
Stellen dagegen wieder auf ihren Abstufungen dünn stehende Tannen-
wälder tragen, während sich näher der Thalsohle zu und auf dieser
selbst dichtere Forste, hie und da von Matten unterbrochen, ausdehnen,
und erwähne ich noch, daß die Mitte der Thalfläche ein tosender,
zwischen und über Felstriimmcrn sich Bahn brechender Wildbach durch»
stürmt, so habe ich nicht nur daS Anlaufthal, sondern zugleich auch so
ziemlich alle, mir Sennhütten, nicht auch andere menschliche Wohnungen
bergenden, Hochalftenthälcr skizzirt.
Zum Glücke Hai denn doch das Anlaufthal wenigstens in seinen
zwei Wasserfallen Naturerscheinungen, die ihm eigenthümlich sind.
Der erste derselben, der Fall des Höhkarbaches, befindet sich
dort, wo ein Ast des Anlaufthales sich westlich zieht am Ende dieser
Thalbucht. Von dem Steige, der «n ihren Wänden hinnn über das
Höheular nnd° den Woigsten nach Kärnthen führt, muß sein Anblick
sehr schön sein, weil man sich dann der wasserreichen und von bedeu-
tender Höhe herabstürzenden Cascade, deren Wirkung der sie rings
umgebende dunkle Forst erhöht, gegenüber befindet, während man sie
vom Anlaufthale aus nur aus beträchtlicher Entfernung und von der
Seite beschauen kann.
Nach einer Wegstrecke, auf welcher bereits der hohe Plattenkogel,
der nächste Nachbar des Ankogels gegen Westen, östlich neben dem
schon in Böckstein sichtbaren Konallkopfe, quer über dem Thale hervor-
getreten, wird man nahe der Stelle, wo bei einer zweiten westlichen
Thalästung der Weg über den Hochtauern nach dem Kärnthner'schen
Seethale einlenkt, den Tauernfall gewahr. Diesem Wasserfalle kann
ein origineller Charakter nicht abgesprochen werden, der dadurch ent-
steht, daß der Tauernbach von der Höhe des Bergrückens, von welchem
Nuthner, Berg« und Gletlcherieisen. zz
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918