Page - 249 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ersteigung des Hochalpenspitzes, 249
eine eigenthümliche Art kennen gelernt. Im Jahre 1843, als unser
Berg wegen der Messung seiner Höhe mit 8261 W. F. und der
kartographischen Erhebung des Säulecks zum Culminationöpuukt der
Umgebung sich noch eines geringen Rufes unter deu Hochspitzen der
Taucrnkette erfreute, erstieg ich den Ankogel bei Gastein.
Ich war überzeugt, auf einen Alles ringsum beherrschenden
Gipfel zu gelangen. Da erblicke ich, auf der Spitze angelangt, ganz
unverhofft in nächster Nähe gegenüber eine Kuppe, welche offenbar
den Ankogel an Höhe überragt. Der Eindruck davon war ein höchst
überraschender und lebt noch heute frisch in meiner Erinnerung.
Auf der Neisekarte, die ich bei mir hatte, war der Berg nicht
benannt, ich wandte mich daher an meinen Führer, welcher ihn mir
als den Hochöfner bezeichnete. Thatsächlich war es der Hochalpeuspitz.
Der Name Hochöfner kämmt in den Generalstabskarten, und zwar
selbst in den so detaillirten ursprünglichen Aufnahmen, den Sectionen,
nicht vor, auch konnte ich feinen Ursprung auf eine authentische Duelle
nicht zurückleiten. Er muß aber dennoch früher eine gangbare Vezeich«
nung für den Hochalpenspitz oder wenigstens für die Gletscher des-
selben gewesen fein, weil auch in Schmidl'ö Reisehandbuch eines gewal-
tigen im großen Elend befindlichen Gletschers Hochofen erwähnt wird.
Seitdem hatte Professor Simony mit richtigem Blicke in seinem
Schafberg-Panorama die Höhe des Hochalpenspitzes bereits mit 10.200
Fuß angegeben und dadurch meine Ansicht von der ausgezeichneten
Hohe desselben noch mehr bestätigt.
Als ich im Jahre 1856 zuerst nach Gmünd kam, glaubte ich
denn auch der Ausführung meines Planes bezüglich des Hochalpen-
spitzes nahe zu sein. Allein die Verhältnisse waren dem Unternehmen
nicht günstig. Ich war am 13. August in Gmünd augelangt, wußte
jedoch eines gegebenen Versprechens halber spätestens am 17. August
in Mittersill in Pinzgau eintreffen und hatte theilweise auch deßhalb
den kürzesten Weg aus Kärnthcn nach dem Pinzgau durch das Malta»
thal gewählt. Ich konnte daher diesmal auf keinen Fall auf schönes
Wetter warten. Es ließ sich nur der 14. und 15. zur Ersteigung
und der 16. zum Uebergange nach Gastein verwenden. War dagegen
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918