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Ersteigung des Hochalpenspitze«. 26?
tief unter uns, es wurde der Führer um den in ihr verweilenden
zweiten Führer geschickt und dann ohne Aufenthalt zur Hochalpe auf-
wärts gestiegen.
Wir erreichten in einer Stunde die pittoresk liegende Hütte
dieser Alpe. Der Baninbcstand hat so ziemlich sein Ende gefunden und
nur hie und da steht eine vereinzelte alte Tanne auf einen: der grüncu
Hügel des welligen Grundes. Rechts fließt der Hochalpenlach in tiefcr
Schlucht und mit raschem Gefalle aus ihm. Von steilem Hügel am
rechten Ufer blickt die Alpenhütte herab, von ihr aber dehnen sich die
Matten abwärts bis an den Bach und in allmäligem terrassenartigen
Ansteigen gegen den Hintergrund aus. Um von der letzten Stufe
über dem Grunde an der Hütte auf diesen zu gelangen, bildet der
Hochalpenbach etwas rechts zurück einen hohen uud uugemein breiten
Wasserfall, dessen Rauschen wie ein Schlummerlied über die Gegend
hinzieht. Steiler als das diesseitige steigt das jenseitige Ufer vom
Bache an zu bedeutender Höhe und zu dein manerartigen Felsdurch-
bruche des Dürricgels auf.
Ueber diesem Vorder- und Mittelgrunde aber erhebt sich im
Halbkreise das Hochgebirge, und zwar im Nord-Westen hinter dem
Dürriegel die Pyramide des Preimelspitzes und von ihr nach links zu
im Zuge von Nordwcstcn gegen Südwesten die südliche Umrahmung
des Hochalpeukeeses bis zum Tullenock.
Hier auf der Hochalpe leuchtete uns zum ersten Male auf un-
serer Alpenfahrt der Schimmer nahen Gletschereises entgegen und ich
begrüßte freudig den mir lieb gewordenen Anblick.
Schon bei der Anemannhütte hatte sich uns ein Bursche vou
etwa 16 Jahren angeschlossen, welcher erzählte, daß er der Sohn des
Bauern Namens Knapp sei, der die Hochalpe vom Grafen Lodron
in Pacht habe, und daß er selbst auf der Alpe hüte. Jetzt machte er
freundlich den Wirth. Ich überließ es jedoch den Führern, nochmals
zu frühstücken. Dagegen nahm ich den Antrag des jungen Knapp oder
wie ihn die Führer bezeichneten, des Knappen Sepp, mit uns bis
zum Gletscher, vielleicht bis auf den Hochalpmspitz oder wie er ihn
nannte, auf die Hochalm zu gehen, mit Vergnügen an.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918