Page - 303 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

am 3. September 1841. 303 Bereits stellten sich bei Vielen die Folgen der Einwirkung der feinen Luft auf den menschlichen Organismus ein. Einige beklagten sich über Brustschmerzen, andere über Herzklopfen, Beklemmung des Athmen«, Augenschmerze«, Schwindel, Mattigkeit u. s. w. Nun begann auch ich, nachdem ich lange Zeit mit der größeren Gesellschaft gegangen war, vorauszueilen und gelangte schnell vorwärts, weil ich außer etwas verstärktem Pulsiren und leichtem Herzklopfen durchaus keinen unangenehmen Erfolg deS verminderten Druckes der Luft empfand, mich vielmehr in diesen Regionen wie neu belebt fühlte. So kam es, daß ich dort, wo am südöstlichen Ende des Gletschers das Aufsteigen auf die mehrfach berührte, mit dem großen Venedigcv selbst in Verbindung stehende Eiswand nöthig wird, bereits die meisten der Vorausgeeilten überholt hatte. Einen eigenthümlichen Anblick gewährte es, diejenigen, welche sich voraus und auf einiger Höhe dieser sieileu scheinbar feukrechien Eis- fläche befanden, als schwarze Punkte wie Ameisen oder Fliegen auf ihr hinankriechen zu sehen. Noch bevor man auf dem Nucken anlangt, vorzüglich aber oben auf ihm öffnet sich eine schöne Fernsicht. Schon hier sieht man nicht nur die Berge eines Theiles des Hauptthaleö von Pinzgau und seiner südlichen Thäler in der Richtung gegen den Groß- glockner, dann diesen mit der übrigen Tauernkette, sondern auch einc große Abtheilung der von der Spitze des Vencdigcrs nördlich, östlich und südlich sichtbaren Gebirgskuppen. Auf dem Eiskamme stieß ich auf die letzten der Vorangeeilten und verfolgte nach kurzer Rast, jetzt nur noch von dem Besitzer des Weyerhofes begleitet, in der nun einzuschlagenden westlichen Richtung die Fußstapfen Hausstätters, des Einzigen, der noch vor uns war. Bald waren wir unter einer Eiswand angekommen, welche sich auf der Tirol zugewandten Südseite des hier ziemlich breiten Rückens des Venedigers ausdehnt. Sie war wegen ihrer überhangenden Schnee- massen nicht minder drohend als jene auf der Nordseite, welche 1828 die Katastrophe herbeigeführt hatte. Doch kamen wir glücklich vorbei und nach kurzem Aufsteigen in westlicher Richtung, während dessen ich auf dem südlichen Abfalle des Venedigcrs und noch in feinem Eisge-