Page - 368 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

Ein Skeifzug dies- und jenseit« der Tauern. eines Zirbclwaldes, der sich von ihnen bis zu den Wänden der hoch darüber aufsteigenden Berge hinanzieht, und durch dessen Mitte ein mächtiger Wasserfall als breites Silberband herabbraust. Nach den Angaben unseres Begleiters vom Klammljoch nach Hochhaus rechnet man von Oberhaus nach St. Jacob drei Stunden. Wir hegten mit Rücksicht auf diese Entfernung noch immer eine geheime Hoffnung, heute bis St. Jacob zu kommen, und hatten keines- falls im Sinn, hier zu bleiben. Doch der Zufall wollte es anders. Nach der Generalstabskarte läuft der Weg noch eine Strecke lang von der Oberhausalpe am rechten Vachufer fort und tritt erst dann über eine Brücke auf das linke Ufer über. Wir überschritten also den Thalbach bei der Brücke an der Alpe nicht und verfolgten den Pfad auf dem wir gekommen waren. Allein nach einiger Zeit wurde er fchmäler und theilte sich auf einem waldigen AbHange in mehrere Fußsteige. Wir schlugen daraus den zunächst am Wasser hinziehenden ein, kletterten, als er sich ganz verlor, in der Meinung, erst jetzt den Weg verfehlt zu haben, über Felsen mühsam aufwärts und dann weglos in der bisherigen Richtung fort, bis wir zuletzt erkannten, die zurückgelegte Strecke sei jedenfalls viel großer, als die Entfernung jener Brücke auf der Landkarte von der Alpe wäre, und daraus die Ueberzeugung faßten, mit dieser Brücke sei später eil« Veränderung vor sich gegangen. Es dämmerte bereits stark und nun schien es hauptsächlich der Beschaffen- heit des Weges halber das einzig Vernünftige, nach Oberhaus zurück- zukehren. Als wir dort ankamen, war es schon acht Uhr und ganz dunkel geworden. Es dauerte eiue Weile, bis wir einen Sennen fanden und er sagte uns, daß die vergeblich gesuchte Brücke vor einigen Jahren Vom Hochwasser weggerissen wurde und seitdem der Weg unmittelbar an den Hütten der Oberhausalve vorbei nach St. Jakob der allein benutzte sei. Trotz dem Zeitverluste wollten wir uns nicht schon jetzt gefan- gen geben und verließen die Alpe nach kurzem Verweilen. Doch neue Schwierigkeiten! Kaum zehn Minuten entfernt, stürmte ein Wildbach h°» der Hohe in solcher Mächtigkeit über den Steig herab, daß wir