Page - 410 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

Die Tauernhäuser. In der Wanderzeit der Touristen im Sommer und Vorherbste hausen selten gefährliche Stürme auf den Tauern, obgleich auch schon in dieser Jahreszeit auf ihnen ein oder das andere Opfer einem Schnee- sturme gefallen ist. Auch ist die Zahl der Touristen, welche einen Tauern übersteigen, nur gering. Allein die Tauern sind wichtige Verbindungswege zwischen den dies» und jenseits von ihnen gelegenen Provinzen. Schon der Vieh- trieb über sie, besonders über den Krimmler-, Velber- und Heiligm- blutertanern ist bedeutend. Sie werden jedoch besonders start von den Händlern und der ärmsten Klasse Menschen betreten, welche arbeitsuchend aus den Lan- dern im Süden der Hohen Tauern nach Pinzgau oder dem nicht- österreichischen Deutschland und von da wieder zurück in die Heimat wandern. So übersteigen nach amtlichen Erhebungen jährlich 590 bis 609 Menschen, größtentheils der arbeitenden Klasse angehürig, den Velber- tauern, und zwar Viele davon zur gefährlichsten Zeit, im Frühjahre und Herbst, ja bisweilen wagen es kühne Händler aus Kals, Teffer- ecken u. s. w. sogar im Jänner und Februar sich den Weg über den Tauein zu brechen. Selbst militärische Rücksichten kommen den Tauern zu Gute und sowie die Brigade des k. k. Generals Dietrich im Jahre 1797 329? Mann stark auf dem Nuckzuge aus dem Möllthale den Heiligenbluter» Raurisertauern Passirte, ebenso zogen im Jahre 1809 die Züge der Tiroler Landesvertheidiger über den Krimmlertauern nach Pinzgau. Die Gefahren der Tauern aber muß man mindestens zum Theile aus eigener Erfahrung kennen, um sie gehörig zu würdigen. Wenn der verfinsterte Himmel plötzlich in einem Schneegestöber mit Wirbelwind sich entleert und der Nebel mit eine« Male ringsum so dicht einfällt, daß der Blick auf wenig Schritte Entfernung nichts mehr zu unterscheiden vermag, wenn die Eisnadeln mit schneidender Kälte in alle Poren der Hant dringen und die in jeder Falte niit ihnen bedeckte Kleidung den Körper nicht mehr vor Erstarrung be- wahren lann, dann überkommt den Wanderer, der zudem vielleicht noch