Page - 44 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

44 Nie Nacht übermjcht uns, steigen. Der alte Scmiond und Neynaud waren schon hinüber und jetzt kam Macdonald, machte einen Fehltritt, glitt ans und würde im nächsten Augenblick in den Eingeweiden einer Eisspalte gelegen haben, wenn er nicht angebunden gewesen wäre. Es war jetzt ziemlich dunkel geworden, aber ich hoffte trotz- dem, daß wir unser früheres Nachtlager noch, erreichen wurden, Maedonald war nicht so sanguinisch und hatte leider Recht, denn wir verirrten uns und wanderten eine Stunde hülflos auf und nieder, wobei Reynaud und der Träger sich mit Vorwürfen über- häuften. Die traurige Thatsache, daß wir uicht herunter tonnten und folglich bleiben wüßten, wo wir seien, wurde immer offenbarer. Wir befanden nns mindestens 10 500 Fuß hoch, und wenn es zu regnen oder zu schneien anfing, wie die dichter werdenden Wolken und der zunehmende Wind drohten, so befanden wir uns in schlimmer Lage, Wir waren hungrig, da wir seit drei Uhr Morgens wenig gegessen hatten, und ein Vcrgstrom, den wir dicht bei nns hörten, aber nicht entdecken konnten, vermehrte unseren Dnrst. Semiund versuchte Wasser aus ihm zu schöpfen, und es gelang ihm, aber nun war ihm die Rückkehr zu uns unmöglich, und wir mußten ihn nun trösten, indem wir ihm von Zeit zu Zeit durch die Nacht zuriefen. Eine abscheulichere Oertlichkeit für eine Nacht im Freien läßt sich schwer denken. Wir hatten gar keinen Schutz, waren also dem kalten Winde, der zu wehen ansing, völlig ausgesetzt und konnten auch nicht auf und ab gehen, da es zu steil war. Lose Steine bedeckten den Boden und mußten beseitigt werden, wenn wir uns bequem setzen wollten. Dies war ein Vortheil, obgleich wir ihn nicht gleich als solchen erkannten, da es uns einige Beschäftigung gab. Nachdem ich mir diese interessante Körperbewegung eine Stunde gemacht hatte, erhielt ich einen schmalen Streifen von neun