Page - 78 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

78 Luftwänne im Tunnel, Bei Gelegenheit meines letzten Besuchs hatten wir draußen 1?'/2 Grad Celsius im Schatten, Eine halbe Stunde hinter dem Eingänge zeigte das Thermometer 18 Grad und die Mündung sah wie die Sonne an einem Nebeltage im November aus. Eine Stunde weit im Tunnel waren 21 Grad, die Luft wurde schlecht und die Mündung unsichtbar. Nur zweihundertfünfzig Schritte weiter hatten wir 24 Grad, der Tunnel war mit dichten Rauch- wolken gefüllt, das Licht einer gewöhnlichen Bergmanns lampe ließ sich auf fünf bis sechs Schritte nicht mehr erkennen und das Athmen wurde in dcr verdorbenen Luft schwer. Hier befand sich das Ende dcr vollendeten Strecke, hier war der Punkt, von dem die Luft durch Pumpen zur Mündung geschafft wird, und hier sammelten sich und schwebten natürlich alle faulen Dünste, Ueber uns hatten wir nicht mehr das große Gewölbe, denn der Tunnel verengerte sich zu einem Gange von acht bis neun Fuß Breite und kaum so viel Höhe. Karren, mit Schutt gefüllt, schmälerten den Naum noch mehr, so daß man zwischen ihnen und den Wän- den kaum hindurch konnte. Hundert Fuß weiter befanden wir lins, im Vergleich zu der bisherigen Dunkelheit, in einem Meer uon Licht. Zweihundert fettige, qualmende und duch lichtverbrei- tende Lampen hingen an den Wänden. Fallende Wasfertropfen blitzten gleich Diamanten auf. Zweihundert Bergleute arbeiteten an der Erweiterung des Tunnels, bärtige schmutzige Männer, einige auf dem Nucken, andere auf der Seite liegend, wieder andere im Stehen über ihrem Kopfe arbeitend, viele halb, einzelne sogar ganz nackt und alle ohne Ausnahme mit Schweiß bedeckt. Die Tempe- ratur war auf 27'/.2 Grad gestiegen. Die vielen Lichter, der Menschenschwarm und der verdunkelnde Rauch ließen den Tunnel ungeheuer hoch erscheinen. Thatsächlich war er auf dieser Strecke zuweilen kaum weniger als 30 Fuß hoch und 35 Fuß breit, denn