Page - 16 - in Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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16 | Karin Almasy & Eva Tropper
vereindeutigte Vorstellungen von Ethnizität unter neuen Vorzeichen virulent wur-
den. Ebenso können etwa Trachtendarstellungen die Frage nach ethnischer Ein-
oder Vieldeutigkeit in einer gegebenen Region stellen.13
Der vorliegende Sammelband verfolgt solcherart den Anspruch, in unter-
schiedlicher Weise für eine quellenkritische Arbeit mit Postkarten zu sensibilisie-
ren und dabei die Relevanz dieser Quelle für die vielschichtige innerstaatliche Si-
tuation der späten Habsburger Monarchie zu betonen, die eine mehrsprachige,
plurikulturelle und multikonfessionelle Gemengelage aufwies und diese Hetero-
genität (zumindest im zisleithanischen Reichsteil) mit komplexen Regelungen
auch zu verwalten versuchte.
Die gleichwertige Behandlung des ‚recto‘ und ‚verso‘ der Postkarte, das heißt
von visuellen Repräsentationen und sprachlichen Setzungen, ist uns dabei ein vor-
rangiges Anliegen. Denn auch wenn ein ganzheitlicher Blick auf das Medium sich
immer mehr etabliert, sind viele – vor allem populärwissenschaftliche – Publika-
tionen nach wie vor von einer weitgehenden Ausklammerung der textuellen Di-
mension geprägt. Lange Zeit waren wir es gewohnt, dass Publikationen zu Post-
karten im Duktus ‚alter Ansichten‘ und als gefällige Bildbände auftraten, während
weder den Aufdrucken und noch weniger den lange als ‚banal‘ gebrandmarkten
Mitteilungstexten weitere Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Da uns hingegen die sprachliche Seite von Postkarten ein explizites Anliegen
ist, wurden überall dort, wo diese thematisiert wurde, aus Gründen der Verständ-
lichkeit alle Mitteilungstexte wiedergegeben, gegebenenfalls ins Deutsche über-
setzt (und falls nötig transliteriert). Zudem war es uns als Prinzip wichtig, Ortsna-
men im historisch mehrsprachigen Gebiet konsequent zwei- bzw. mehrsprachig
auszuweisen, d. h. neben der heutigen jeweiligen Schreibung auch die historischen
Ortsnamenvarianten anzugeben.
Aus Platzgründen konnten nicht immer beide Seiten aller abgebildeten Post-
karten dargestellt werden, obwohl wir uns ausdrücklich für deren Gleichwertigkeit
aussprechen. Daher haben wir uns für einen flexiblen Umgang mit ‚recto‘ und
‚verso‘ unseres Materials entschieden: Manifestiert sich das jeweils besprochene
relevante Phänomen nur auf einer Seite, wird im Folgenden aus Platzgründen nur
diese Seite gezeigt. Das kann entweder allein die Bildseite (verso) oder allein die
Adressseite (recto) sein – oder eben aber beides, wenn dies der methodische Zu-
gang erfordert.
13 Herbert Justnik (Hg.), Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsburgermonarchie
(Ausstellungskatalog Österreichisches Museum für Volkskunde), Wien 2014, S. 16-22.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Title
- Bildspuren – Sprachspuren
- Subtitle
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Authors
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Editor
- Eva Tropper
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen