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Motiv Stadt, Motiv Mensch | 245
ter den Hügeln der Stadt im Norden wurden mit der Kamera festgehalten. Ob letz-
tere Motive unter den Käufern und Sendern von Postkarten ebenso beliebt waren
wie jene, die die größeren Plätze und Gassen darstellten, sei dahingestellt.
Von den aufgezählten Panoramaansichten weg richtete sich der Blick der Fo-
tografen, und folglich jener der Postkartenverleger – oder war es gerade umge-
kehrt? – häufig auf ganz bestimmte Motive: Denkmäler (z. B. für den in Mari-
bor/Marburg geborenen Admiral Tegetthoff, Bürgermeister Tappeiner, Joseph II.,
Erzherzog Johann, Franz Joseph I.),15 Kasernen (Artillerie-, Infanterie- oder Dra-
gonerkaserne), Brücken (die Eisenbahn-, die Reichs- oder die Fußgängerbrücke –
heute Studenška brv), Kirchen (Dom, Franziskanerkirche), die alten Wehrtürme
und andere öffentliche Einrichtungen: die Post, das Theater mit Casino, der Bahn-
hof von Osten sowie von der Bahnsteigseite, der Kärntner Bahnhof, der Narodni
dom, die Burg, die Sparkasse, Hotels und Gasthäuser, die Bezirkshauptmann-
schaft, das Gerichtspalais, das Museum, das Krankenhaus, die Kadettenschule, die
Strafanstalt, der Gebäudekomplex der Schulschwestern sowie Schulen – das
Gymnasium, die Realschule, die Knabenschule in der Josefstraße (heutige Ruška
ulica), das Priesterseminar am Hauptplatz und die neue Mädchenschule nahe des
Bahnhofs. Zum Motiv wurden auch Banken, diverse Werkstätten, das deutsche
Studentenheim und andere Gebäude, häufig auch einfach die Drau (siehe Abb. 3).
Von den Privathäusern bekommt man auf Postkarten oft den Eingang zu einem
Geschäft oder Gasthaus zu sehen, manchmal mit dem Personal, und so manch eine
markante Villa (z. B. die Villa Piberstein an der Triester Straße, die Villa Alwies
in Košaki/Koschagg oder die Villa Feldbacher am Tappeinerplatz, dem heutigen
Trg Borisa Kidriča). Auf Postkarten kann man ebenso Lederfabriken oder den
städtischen Schlachthof, letzteren sogar mit Innenaufnahmen, sowie die Eisen-
bahnkolonien finden. Die Sender von Postkarten markierten auf der Bildseite
manchmal etwas, um ein bestimmtes Motiv besonders hervorzuheben. Im folgen-
den Beispiel (siehe Abb. 3) etwa fügte der Sender auf einer vom rechten Drauufer
aus aufgenommenen Panoramaansicht dem Aufdrucktext „Marburg a. d. Drau“
hinzu: „aufgenommen von Brunndorf“. Dann markierte er im Bild noch die
„Pfarrkirche“, die „Franziskanerkirche“ und die „Eisenbahnbr[ücke] nach Triest“.
Mit einem Pfeil markierte er sogar die Strömungsrichtung der Drau.
15 Jerneja Ferlež (Hg.), Nemci in Maribor: stoletje preobratov: 1846─1946, Maribor
2012, S. 24-25; zu Denkmälern und Erinnerungskultur vgl. Božidar Jezernik, Mesto
brez spomina: javni spomeniki v Ljubljani, Ljubljana 2014.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Title
- Bildspuren – Sprachspuren
- Subtitle
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Authors
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Editor
- Eva Tropper
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen