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Camera as Historian, wobei sie diesen Titel von einem Handbuch für diese Art
der Fotografie aus dem Jahre 1916 übernahm.26
In der aufgeheizten Stimmung der Nationalitätenkonflikte gegen Ende des
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts traten auch nationale Schutzvereine als
Postkartenverleger auf. Für die deutsche Seite waren dies der Deutsche Schulver-
ein und der Verein Südmark; für die slowenische Seite war seit 1898 die Druckerei
des Hl. Kyrill (Tiskarna sv. Cirila) als damals einzige slowenische Druckerei in
Maribor/Marburg aktiv. Ihre Postkarten waren mit nationalen Symbolen, Kampf-
sprüchen und Versen geschmückt, die Heimatliebe und die Zugehörigkeit zur ei-
genen nationalen Gruppe zum Ausdruck brachten. Postkarten mit slowenischen
Motiven gab auch der Verleger Vilko Weixl heraus, der 1908 die Papierhandlung
Krapek in der Oberen Herrengasse kaufte.27 Obwohl er deutlich slowenisch nati-
onal eingestellt war, passte er sich dem Markt insofern an, als er auch viele Post-
karten mit deutschen Aufdrucken herausgab.28
DER MENSCH ALS SENDER UND EMPFÄNGER
VON POSTKARTEN
Die Käufer, Sender und Empfänger von Postkarten stehen am Ende des Lebens-
zyklus einer Karte. Mit der Aufbewahrung einer Karte kann dieser Weg zwar noch
weitergehen, womit dann Sammler und Wissenschaftler die Benutzerkette verlän-
gern, grundsätzlich aber ist mit dem Senden und Empfangen der primäre Sinn und
Zweck einer Postkarte erfüllt. Zweifelsohne beeinflusste das Phänomen Postkarte
die Kommunikationsweise der Menschen am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhun-
dert. Neben der Eisenbahn als relativ neuem Transportmittel bereits seit der Mitte
des 19. Jahrhunderts und neben dem Telefon – 1894 wurde die erste Telefonlinie
Maribor/Marburg – Wien und 1897 die erste Marburger Telefonzentrale mit gan-
zen 18 Abonnenten eingerichtet29 – veränderten vor allem die einfachen Kärtchen
aus Papier die Art und Weise, wie die Menschen untereinander kommunizierten.
26 Elisabeth Edwards, The Camera as Historian: Amateur Photographers and Historical
Imagination: 1885─1918, Durham 2012; Elizabeth Haines, „The Camera as Historian:
Amateur Photographers and Historical Imagination, 1885–1918, Elizabeth Edwards“
[Rezension], Journal of Historical Geography, 48 (April 2015), S. 83-84.
27 Premzl, Pozdrav iz Maribora, S. 135.
28 Almasy/Tropper, Štajer-mark, S. 179-183.
29 Ferlež, „Das mentale und physische Hinauswachsen“, S. 72.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Title
- Bildspuren – Sprachspuren
- Subtitle
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Authors
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Editor
- Eva Tropper
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen