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Multiethnische Mobilisierung | 273
multiethnischen und multilingualen Raum. Abschließend zeigt ein mit Archivma-
terial dokumentierter Einzelfall auf, wie offizielle Karten zur „patriotischen Er-
ziehung“ italienischsprachiger Schulkinder im Trentino herangezogen wurden.
DIE OFFIZIELLEN KARTEN 1914–18 UND
DIE KRIEGSBILDKARTENSERIE 1914–15
Den Ansichtskartenmarkt in Österreich-Ungarn wie im Deutschen Reich13 domi-
nierten unzählige kommerzielle Verlage unterschiedlichster Größe, die sich wäh-
rend des Ersten Weltkriegs – so wie in der Zeit davor und danach – vornehmlich
von geschäftlichen Überlegungen leiten ließen. Ergänzend finden sich daneben
die Produkte diverser Organisationen, insbesondere der Sprachvereine sowie ein-
zelner Truppenkörper. Hierbei sind die Ansichtskarten der offiziellen Kriegsfür-
sorgestellen, die in der Regel mit dem Aufdruck „Offizielle Karte für: Rotes
Kreuz, Kriegsfürsorgeamt, Kriegshilfsbüro“ versehen sind, besonders hervorzu-
heben. Schließlich handelte es sich bei der offiziellen Kriegsfürsorge um den ein-
zigen zentralstaatlichen Akteur in Österreich, der in größerem Umfang Ansichts-
karten veröffentlichte. An diesem Beispiel kann deshalb exemplarisch erforscht
werden, in welchem Umfang und mit welcher Ausrichtung der Staat (Bild-)Me-
dien zur visuellen Kommunikation nutzte. Die dezidierten Propagandastellen, al-
len voran das k. u. k. Kriegspressequartier, traten die ganze Kriegszeit über nicht
als Herausgeber von Ansichtskarten in Erscheinung. Ab Jahresende 1917 finden
sich jedoch Hinweise, dass das Kriegspressequartier kleinere Serien konzipierte
und über das Kriegsfürsorgeamt oder kommerzielle Verlage vertreiben ließ.14 Im
Unterschied zur klassischen Propagandaarbeit, bei der materielle Ressourcen auf-
gewendet werden, um Meinungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung im
Sinne der Kriegsführung zu beeinflussen, ist die Ausgangslage für die Kriegsfür-
sorge zunächst eher mit jener von herkömmlichen privaten Verlagen und Vereinen
vergleichbar: Der Vertrieb von Ansichtskarten erfolgte in erster Linie, um Ein-
nahmen zu erzielen, die für die sozialen Kernaufgaben der Kriegsfürsorge genutzt
werden konnten. Der Leiter des Kriegshilfsbüros, Dr. Eduard Prinz von und zu
13 An dieser Stelle sei lediglich das Standardwerk zu den deutschen Kriegspostkarten ge-
nannt: Christine Brocks, Die bunte Welt des Krieges. Bildpostkarten aus dem Ersten
Weltkrieg 1914–1918, Essen 2008.
14 K. u. k. Kriegspressequartier, „K. u. k. Kriegspressequartier, Bericht über die Propa-
gandatätigkeit des k. u. k. Kriegspressequartiers im Monat Dezember 1917. P.Nr.
2500“. ÖStA, Bibliothek, II-47599.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Title
- Bildspuren – Sprachspuren
- Subtitle
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Authors
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Editor
- Eva Tropper
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen