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„Gegen die feindliche Fremdherrschaft“ | 335
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation des König-
reichs Jugoslawien 1941 begann sich das Rad der Geschichte in der slowenischen
Steiermark schneller zu drehen. Die nationalsozialistische Schreckensherrschaft,
die mithilfe von Vertreibungen, Umsiedlungen und anderen Repressalien aus der
slowenischen Steiermark möglichst schnell ein sprachlich und national homoge-
nes deutsches Territorium machen wollte, erlitt 1945 eine vollständige militäri-
sche Niederlage und brach zusammen.25 In der Untersteiermark, die nun wieder
„slowenische Steiermark“ („Slovenska Štajerska“) genannt wurde, folgten von
Frühjahr bis Herbst 1945 Monate blutiger Rache. Die deutsche Bevölkerung, die
nicht schon vor der Ankunft der Partisanen nach Norden geflohen war, wurde über
die Grenze nach Österreich vertrieben oder ausgesiedelt, zahlreiche Deutsche
wurden verhaftet und ohne Gerichtsverfahren erschossen. Bei dieser Abrechnung
kannte die siegreiche slowenische Seite keine Gnade. So wurden denn auch bei
der ersten Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 in Maribor lediglich
532 (0,66%) Deutsche festgestellt; 1953 wurden 327 Deutsche und 80 Österrei-
cher gezählt.26 Aufgrund dieser gewaltsamen und undifferenzierten Abrechnung
mit der ansässigen deutschen Bevölkerung wurde die Verwendung des Deutschen
zu einer marginalen Erscheinung und auf familiäre Kommunikation in den eige-
nen vier Wänden und eventuell auf den Briefverkehr mit Verwandten und Freun-
den reduziert. Das Deutsche verschwand aus der Öffentlichkeit, im Jahre 1952
1966; Arnold Suppan, „Zur Lage der Deutschen in Slowenien zwischen 1918 und 1938.
Demographie – Recht – Gesellschaft – Politik“, in: Helmut Rumpler, Arnold Suppan
(Hg.), Geschichte der Deutschen im Bereich des heutigen Slowenien 1848–1941,
Wien/München, S. 210-224. Einen Überblick über die staatlichen Druckmechanismen
auf die deutsche Minderheit und die Dynamik der interethnischen Beziehungen in der
Zwischenkriegszeit gibt Janez Cvirn, „Nemci na Slovenskem (1848-1941)“, in: Dušan
Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941-1955, S. 99-144; hier S. 108-134.
25 Über die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg vgl. Tone Ferenc, Bojan Godeša, „Slovenci
pod nacističnim gospostvom 1941-1945 = Die Slowenen unter der nationalsozialisti-
schen Herrschaft 1941-1945“, in: Dušan Nećak (Hg.), Slovensko-avstrijski odnosi,
S. 177-268. Über die Folgen der nationalsozialistischen militärischen Niederlage für die
deutsche Bevölkerung der Untersteiermark vgl. Božo Repe, „‚Nemci‘ na Slovenskem
po drugi svetovni vojni“, in: Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955,
S. 191-21 und S. 219-290; Jože Prinčič, „Podržavljanje nemške imovine na slovenskem
ozemlju po drugi svetovni vojni (1945-1955)“, ebda, S. 254-270; Dušan Nećak, „Pose-
bnosti obračuna z ‚Nemci‘ na Slovenskem“, Prispevki za novejšo zgodovino 53, 2013,
S. 109–120.
26 Mitja Ferenc, „‚Nemci‘ na Slovenskem v popisih prebivalstva po drugi svetovni vojni“,
in: Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941-1955, S. 317-364, hier S. 323.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Title
- Bildspuren – Sprachspuren
- Subtitle
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Authors
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Editor
- Eva Tropper
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen