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Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
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Page - 77 - in Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert

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77 das wEinGartEnEr BErthold-sakramEntar Rosses mit seinem kapriziös abgespreizten Huf zu entziehen: Dieser Maler war ein Meister seines Fachs, und er hatte sichtlich Spaß bei der Sache. Seit Hanns Swarzenskis Monographie von 1943 und spätestens seit der Faksi- milierung 1999 ist das Buch gründlich erschlossen, es lohnt aber immer wieder, das anachronistische Gepräge zu betrachten, das diese Handschrift in fast allen Charakteristika aufweist.18 Ein technischer Aspekt, der in diesem Zusammenhang bislang kontrovers diskutiert wurde, soll in diesem Zusammenhang noch einmal beleuchtet werden, nämlich die eigentümlichen, ungewöhnlich häufigen Ziernäh- te. Zuvor jedoch zu Entstehungsort, Aufbau und Ausstattung des Codex. Geschichte Das 1056 von Herzog Welf IV. gegründete schwäbische Kloster Weingarten war eins der mächtigsten Klöster Süddeutschlands,19 woran noch heute die barocke An- lage um die 1724 geweihte Klosterkirche St. Martin erinnert. Diese ist mit 102 m Länge und 67 m Kuppelhöhe die größte Barockkirche nördlich der Alpen. Einen weiteren Superlativ liefert der alljährlich am Freitag nach Christi Himmelfahrt abgehaltene Blutritt, die größte Reiterprozession Europas, mit der Weingartener Heilig-Blut-Reliquie und rund 3.000 Reitern. Die Reliquie selbst gelangte 1094 zusammen mit mehreren Evangeliaren20 als Schenkung von Judith von Flandern, der Gemahlin des Klostergründers, an das welfische Hauskloster Weingarten;21 ihr Kult nimmt jedoch erst im frühen 13. Jahrhundert unter Abt Berthold einen Auf- schwung.22 Im Jahrzehnt der Stiftung tritt erstmals eine nennenswerte Buchproduktion in dem oberschwäbischen Kloster in Erscheinung. Im Jahr 1088 wurde es von Hirsau aus reformiert, was möglicherweise auch den Anstoß für die Einrichtung einer Schreibwerkstatt gegeben hat. Diese ist ab den letzten Jahren des 11. Jahrhunderts 18 Vgl. dazu Christine Jakobi-Mirwald: Kreuzigung und Kreuzabnahme in den Weingar- tener Handschriften des 12. und 13. Jahrhunderts. In: 900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung in Weingarten 1094–1994. Festschrift zum Heilig-Blut-Jubiläum am 12. März 1994, hg. von Norbert Kruse / Hans Ulrich Rudolf, Sigmaringen 1994, S. 185–208. 19 Über das Kloster Weingarten vgl. die Einleitungen in den Handschriftenkatalogen von Regina Hausmann: Die Handschriften der Hessischen Landesbibliothek Fulda, 1. Die theologischen Handschriften bis zum Jahr 1600: Codices Bonifatiani 1–3, Aa 1–145b. Wiesbaden 1992; Köllner / Jakobi-Mirwald, Die illuminierten Handschriften (zit. Anm. 13); Hans Ulrich Rudolf in: Das Berthold-Missale 2013–2014 (zit. Anm. 10). Zum Blutritt vgl. die Festschrift von 1994, wie vorige Anm. 20 Heute noch nachweisbar: Fulda, Hochschul- und Landesbibliothek, Aa 21, New York, The Morgan Library & Museum, M. 708 und 709. 21 Vgl. Norbert Kruse: Der Weg des Heiligen Blutes von Mantua nach Altdorf-Weingar- ten. In: 900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung (zit. Anm. 18), S. 57–76, hier S. 63–67. Judith war die Witwe des Earls Tostig von Northumbrien, des Bruders von König Harald, dem er im Kampf um die Königswürde unterlag (und dabei fiel). Harald selbst unterlag noch im gleichen Jahr 1066 Wilhelm dem Eroberer bei Hastings. Als Judith die Ehe mit Welf IV. einging, war sie bereits über 40 Jahre alt, rund zehn Jahre älter als der Bräuti- gam, dem sie dennoch zwei Söhne gebar. 22 Vgl. 900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung (zit. Anm. 18), vor allem die Einführung von Rudolf und die Untersuchungen von Kruse und Weichenrieder im ersten Teil.
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Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
Title
Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
Author
Christine Beier
Editor
Michaela Schuller-Juckes
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21193-8
Size
18.5 x 27.8 cm
Pages
290
Categories
Geschichte Chroniken
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