Page - 173 - in Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
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für rEcht und ordnunG
bindung des Fleuronnee-Stils mit dem Stift Heiligenkreuz. Schließlich betreffen
die Übereinstimmungen sowohl das Motivrepertoire als auch die Organisation der
Verzierungen, worauf im Folgenden zurückzukommen ist.
Heiligenkreuz − St. Maria bei St. Niklas in Wien
Fortsetzen lässt sich die Reihe herzoglicher Urkunden mit zwei Schriftstücken, die
am 13. Oktober 1287 in Wien per manum magistri Gotfridi29 nostri prothonotarii ent-
standen. Dieses Mal nimmt Albrecht I. die Äbtissin und den Konvent des Zisterzi-
enserinnenklosters St. Maria bei St. Niklas in Wien extra muros30, kurz St. Niklas,
auch eine 1290 in Klosterneuburg ausgestellte Urkunde (Wien, Diözesanarchiv, Urk.
1290 IX 15). Zu diesem Fleuronnée-Stil, der, wie die Initialen der beiden Urkunden bele-
gen, gegen Ende des 13. Jahrhunderts bereits voll ausgebildet war, siehe Martin Roland:
Illuminierte Handschriften aus Niederösterreich in der Universitätsbibliothek Graz. In:
Codices Manuscripti 17 (1994), S. 1–34, hier S. 3–6, Abb. 7–25; Martin Roland: Buch-
schmuck in Lilienfelder Handschriften. Von der Gründung des Stiftes bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts, Wien 1996 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen
Institut für Landeskunde, Bd. 22), S. 43−47, Abb. 45−50; Martin Roland (gemeinsam
mit Martin Czernin): Ergänzungen zum Band 22 der Studien und Forschungen „Buch-
schmuck in Lilienfelder Handschriften“. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskun-
de von Niederösterreich 68/2 (1997), S. 124‒133, hier S. 132 f.
29 Magister Gottfried, der Nachfolger Benzos (siehe Anm. X), leitete von 1287 bis 1295
unter dem Titel eines Protonotars, obersten Schreibers oder Kanzlers die Kanzlei
Herzog Albrechts I. und wurde 1295 im Kapitelsaal des Stifts Heiligenkreuz bestattet.
Siehe Luntz, Urkunden und Kanzlei (zit. Anm. 12), S. 429 f.; Reinle, Albrecht I. (zit.
Anm. 25), S. 285. – Gottfried wird in Heiligenkreuzer Urkunden zudem wiederholt
als Zeuge angeführt. Dazu Watzl, Benzo von Worms (zit. Anm. 25), S. 35. − Oswald
Redlich sieht in Protonotar Gottfried den Kompilator der Wiener Briefsammlung, einer
Sammlung von Musterbriefen und -urkunden aus der Zeit von 1277 bis in die 1290er
Jahre und betont, dass das Kloster Heiligenkreuz enge Beziehungen zu der Kanzlei der
ersten Habsburger besaß. Siehe Oswald Redlich: Eine Wiener Briefsammlung zur Ge-
schichte des Deutschen Reiches und der Österreichischen Länder in der zweiten Hälfte
des XIII. Jahrhunderts. Wien 1894 (Mittheilungen aus dem Vaticanischen Archive II),
S. XXII–XXIV, XXXVI. Dazu auch: Winfried Stelzer: Wiener Briefsammlung. In: Die
deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Burghart Wachinger u. a.,
Bd. 10, Berlin / New York 21999, Sp. 1011–1014.
30 Nachdem das in der Vorstadt gelegene Kloster St. Niklas vor dem Stubentor 1270 von
ungarischen Streifscharen überfallen worden war, wurde als Zufluchtsort für die Nonnen
ab 1272 unmittelbar neben einem Haus des Stifts Heiligenkreuz in der Singerstraße ein
Filialkloster St. Niklas innerhalb der Stadt errichtet, das 1275 geweiht wurde. 1280 wurde
auch das verlassene Kloster außerhalb der Stadtmauern wieder besiedelt. Siehe Sophie
Liebenstein: Das älteste Wiener Frauenkloster. Die Zisterzienserinnenabtei St. Niklas
vor dem Stubentor. IV. Das Doppelkloster. In: Sancta Crux. Zeitschrift des Stiftes Hei-
ligenkreuz 2 (1954), S. 16–19; Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen
Kirchen und Klöster Wiens. Wien / Hamburg 1977 (Wiener Geschichtsbücher 19/20),
S. 179, 183; Ferdinand Opll: St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor. In: Jahrbuch des
Vereins für Geschichte der Stadt Wien 50 (1994), S. 13–81, hier S. 23. – Zu St. Niklas vor
dem Stubentor siehe auch: Hans Pemmer: Das Nikolaikloster auf der Landstraße. In:
Unsere Heimat. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und
Wien 38 (1967), S. 98–103.
Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
- Title
- Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert
- Author
- Christine Beier
- Editor
- Michaela Schuller-Juckes
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21193-8
- Size
- 18.5 x 27.8 cm
- Pages
- 290
- Categories
- Geschichte Chroniken