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4. Methodologische Einordnung und methodisches Vorgehen 105
die subjektiven Perspektiven der Akteur_innen auf den Forschungsgegen-
stand erfasst wurden. Dabei ist durchgehend zu berücksichtigen, dass es
sich bei den Auswertungen um Interpretationen der von den Interviewpart-
ner_innen dargestellten Perspektiven auf ihre Praxis handelt.
In welchem Ausmaß die Interviews transkribiert werden, kann nach
Meuser und Nagel (vgl. 1991, S. 455f.) von der inhaltlichen Relevanz der je-
weiligen Textpassagen abhängig gemacht werden. Da die Interviews the-
matisch sehr dicht waren, wurden sie vollständig transkribiert. Infolge der
inhaltsanalytischen Zielrichtung wurde auf eine aufwendige sprachanalyti-
sche Technik verzichtet.
»Da es bei ExpertInneninterviews um gemeinsam geteiltes Wissen geht, hal-
ten wir aufwendige Notationssysteme, wie sie bei narrativen Interviews oder
konversationsanalytischen Auswertungen unvermeidlich sind, für überflüs-
sig. Pausen, Stimmlagen sowie sonstige nonverbale und parasprachliche
Elemente werden nicht zum Gegenstand der Interpretation gemacht« (ebd.,
S. 455).
Meuser und Nagel (vgl. ebd., S. 441ff.) verstehen das offene, leitfadenorien-
tierte Expert_inneninterview als ein eigenständiges Verfahren, welches
nicht nur besondere Erhebungsmethoden, sondern auch einen gesonderten
Zugang bei der Auswertung erfordert. In der Literatur zu Expert_innen-
interviews werden jedoch vorwiegend Fragen des Feldzugangs und der Ge-
sprächsführung behandelt, während kaum Hinweise auf und methodische
Reflexionen über spezifische Auswertungsmethoden zu finden sind. Meu-
ser und Nagel entwickeln daher vor dem Hintergrund ihrer eigenen For-
schungspraxis und in Bezug auf Erkenntnisse der qualitativen und inter-
pretativen Sozialforschung ein eigenständiges Auswertungsverfahren für
offene, leitfadenorientierte Expert_inneninterviews. Da die Daten bei die-
ser Form der Interviews mittels eines kommunikativen Zugangs erhoben
und nichtstandardisiert ausgewertet werden, verorten sie das Expert_in-
neninterview »innerhalb der interpretativen Sozialforschung – wenn auch
an ihrem Rand« (ebd., S. 453). Die Randstellung ergibt sich im Unterschied
zu einzelfallorientierten Verfahren durch die Ausrichtung an thematischen
Einheiten. Das Textmaterial wird von Beginn an im Kontext der spezifischen
Handlungsbedingungen interpretiert, die sich aus dem institutionellen und
organisatorischen Funktionskontext der Interviewpartner_innen ergeben.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik