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Bildungs- und Berufsberatung in der
Migrationsgesellschaft150
Es wird gemeinsam über den Bescheid gesprochen, und wenn es sein sollte,
irgendeine Stellungnahme zu schreiben, alles was zugunsten der Klient_in-
nen gemacht werden kann, wird unterstützt, bis das eigentliche Verfahren
abgeschlossen ist« (J/AT, Z. 115-131).
Hier wird der gesamte Prozess der Verfahrensbegleitung beschrieben, wel-
cher von der Abklärung der Voraussetzungen eines Anerkennungsverfahrens
über die Unterstützung im Verfahren bis zu Stellungnahmen zum Bescheid
reicht. Neben den eher formalen Aufgaben der Klärung von Zuständigkeiten
wird die »Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit« eines Anerkennungsprozesses
thematisiert. In diesem Zusammenhang werden auch die Sprachkenntnisse
berücksichtigt, allerdings unter expliziter Distanzierung von einer Begut-
achtungstätigkeit. An dieser Stelle positioniert sich die interviewte Person
stattdessen als Unterstützung der Ratsuchenden, die auf das erforderliche
Sprachniveau »aufmerksam« gemacht werden. Sie hebt weiter hervor, dass
die Verfahrensbegleitung nicht mit der Antragstellung endet, sondern dass
die Klient_innen nach Abschluss des Verfahrens oftmals die Beratung er-
neut aufsuchen. Der Beratungsbedarf bei Erhalt des Bescheids wird dabei
nicht auf sprachliche Schwierigkeiten zurückgeführt, sondern auf die not-
wendige Unterstützung im Verfahren durch die Überprüfung von Entschei-
dungen und weiteren Verfahrensschritten. Auch in diesen Beschreibungen
findet dabei eine explizite parteiliche Zuordnung zur beratenen Person statt.
Diese parteiliche Beratungshaltung wird im Weiteren in dem Verständ-
nis der Zielgruppe deutlich. Anerkennungsberatung führt durch die Spe-
zialisierung nicht nur zu einer Einschränkung der zu beratenden Personen,
sondern kann im Vergleich mit anderen förderpolitischen Vorgaben für Be-
ratungsangebote auch zu einer Erweiterung der Zielgruppe führen.
»[B]ei den ASTen hat man jetzt alle. Also auch wenn sie ein Diplom vom Jahre
Schnee haben, machen wir eine erste Einschätzung. Das ist neu, das finde ich
gut. Weil: Es gibt einfach oft auch Leute, die haben ein Studium irgendwo ge-
macht und sind gekommen und haben irgendeinen Job gemacht, nur damit
sie Geld verdienen. Und die sagen dann nach zehn, fünfzehn oder 20 Jahren:
›So jetzt reicht’s, dass ich als Küchenhelfer gearbeitet habe, jetzt möchte ich
nochmal was Gscheid’s machen‹, oder das AMS schickt sie, weil sie jetzt gera-
de arbeitslos geworden sind.« (L/AT, Z. 98-104)
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik