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5. Ergebnisse 167
die gesetzliche Verortung der Anerkennungsberatung auf Landesebene
eine sinnvolle Alternative darstellt. In Deutschland wurde eine gesetzliche
Verankerung auf Landesebene zum Zeitpunkt der Interviews jedoch nur in
Hamburg umgesetzt.
»[W]as noch mehr auf jeden Fall sein sollte, ist, dass die Anerkennungsbe-
ratung etabliert wird in dem Sinne, dass sie halt nicht mehr von Förderlauf-
zeiten abhängig ist, sondern dass es einfach wirklich so gesehen wird, dass es
ein essentielles Angebot ist, was die Personen brauchen, und die auch nicht
durch irgendeine Hotline ersetzt werden kann […] und solange es den Föde-
ralismus gibt, und die Länder sind für die Umsetzung zuständig, sind für die
Bildung zuständig, solange muss es auch einfach vor Ort regionale Stellen
geben, die zur Anerkennung beraten können« (F/DE, Z. 834-842).
In diesem Interviewausschnitt wird die Bedeutung von bundeslandspezi-
fischen Beratungsstellen betont. Die Unterschiede in den rechtlichen Rah-
menbedingungen und den Strukturen des Arbeitsmarktes erfordern aus
dieser Perspektive Beratungsstellen in den unterschiedlichen Bundeslän-
dern, die mit den jeweiligen Bedingungen vor Ort vertraut sind. Gleichzeitig
erfolgt dadurch eine Abgrenzung von zentralisierten Angeboten wie der im
Interview genannten Hotline. Der Anspruch einer individuellen Fachbera-
tung befindet sich demnach in einem Spannungsfeld zwischen einer fach-
lich begründeten zentralen Verortung und einer zielgruppenorientierten
regionalen Differenzierung. Von besonderem Interesse ist, dass mit der
rechtlichen Verankerung der Finanzierung in den Interviews nicht nur
Handlungssicherheit und Kontinuität verbunden wird, sondern auch eine
Form der gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung der Bera-
tungsstellen und der involvierten Personen.
»[D]as ist dann auch schon so ein politisches Signal, dass da auch wirklich
der Wille da ist, dass es das gibt. Und dass dadurch nicht nur die Personen
was haben, die beraten werden, sondern halt die Gesellschaft auch, weil ja
einfach Stellen dann besetzt werden können und die Personen ja dann auch
Steuern zahlen, wenn sie in ihrem Beruf arbeiten können. Also da haben
ja eigentlich alle was davon, und dieser Blickwinkel soll einfach noch mehr
da sein. Das wird oft immer eher so individuell defizitär gesehen« (G/DE, Z.
608-616).
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik