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hat ungefähr zwei Jahre gedauert, aber man bleibt in Kontakt. Es ist oft nicht
nur ein Erstgespräch, sondern wir sehen uns mehrere Male und kontaktieren
unzählige Male per Mail oder Telefon, wegen fehlender Dokumente und so
weiter. Es entsteht so eine Beziehungsebene, sodass man schon Feedback
kriegt« (K/AT, Z. 361-386).
Die interviewte Person beschreibt ein Beispiel zu Beginn der Anerkennungs-
beratung, bei dem die Rückmeldung der ersten Erfolgserlebnisse einen be-
sonderen Stellenwert eingenommen hat. Der Prozess der bildungsadäqua-
ten Integration wurde vom Erwerb der notwendigen Sprachkenntnisse über
die formale Anerkennung der im Ausland erworbenen Qualifikation bis zur
beruflichen Integration von der Anerkennungsberatung begleitet. Dass die
beratene Person über ihren weiteren beruflichen Verlauf informiert hat,
wird hier auf die positiv erlebte Beratungsbeziehung zurückgeführt, die
aufgrund der mehrfachen persönlichen und schriftlichen Beratungskon-
takte sowie der praktischen Unterstützung im Verfahren entstanden ist. Im
Unterschied zu den förderpolitischen Vorgaben wird in den Interviews diese
Zielsetzung jedoch nicht aus einer arbeitsmarktpolitischen Perspektive ab-
geleitet, sondern aufgrund der Beratungsanliegen der Klient_innen formu-
liert.
»IN: Was, sagen Sie, ist Ihr Ziel von der Beratung? Wann ist die Anerken-
nungsberatung erfolgreich?
J: Ja, wenn die Person [...] damit zufrieden ist, was rauskam, und meistens ist
es damit zu verbinden, dass eine ausbildungsadäquate Beschäftigung ge-
funden wird.
IN: Bekommen Sie das auch noch mit, ob das erfolgreich ist?
J: In vielen Fällen ja, das lässt sich nicht überhören. Die melden sich. Also ich
hatte vor kurzem einen Fall aus Stadt XY, die Dame hat wieder extra ange-
rufen, damit sie sich bedankt […]. Wir pflegen eigentlich ganz gute Kontakte
auch in solchen Fällen, wenn nicht gerade der Wunsch erfüllt wird in dem
Sinne, dass ich eine ausbildungsadäquate Stelle finde. Die Leute fühlen sich
bei uns bestätigt, wahrgenommen. Für manche reicht es einfach, jemand hat
endlich zugehört, jemand zeigt Interesse dafür, was ich bin: ›Ich habe zwar
einen sozialen Abstieg erlebt und wurde da und dort hingeschickt, aber end-
lich ist da jemand, der mich versteht.‹ Oder auch Hoffnung: ›Ah ja, Sie sind
auch Migrant, und Sie haben Ihre Ausbildung im Ausland abgeschlossen,
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik