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5. Ergebnisse 201
lung die Artikulation von neuen Anerkennungsbedürfnissen ermöglicht, die
aus der Ausweitung bestehender Anerkennungsverhältnisse oder der Ein-
forderung neuer Anerkennungsformen bestehen kann (vgl. ebd.).
»[D]ass man […] den Dschungel ein bisschen ordnet, dass man ihnen so ein
bisschen Selbstsicherheit mitgibt. Weil jetzt ist es oft so, die bewerben sich
bei einer Firma, und ein schneller Ablehnungsgrund ist: ›Haben Sie nostri-
fiziert?‹, und sie sagen nein, dann wird das nichts. Dabei muss man gar nicht
nostrifizieren, dass man ihnen das erklärt […], dass man sie da ein bisschen
stärkt, dass sie sich da ein bisschen auskennen« (L/AT, Z. 243-250).
Die Beratung übernimmt hier die Funktion, die Ratsuchenden zu bestärken,
sich im Bewerbungsgespräch gegenüber Arbeitgeber_innen selbstbewusster
zu positionieren. Diese Unterstützungsleistung wird über die Vermittlung
von Informationen und Wissen in Verbindung mit einer anerkennenden Be-
ratungshaltung erreicht. Auch im Umgang mit formalen Bescheiden zu An-
erkennungsverfahren zeigt sich diese Form der Empowermentstrategie. Die
Interviewpartner_innen berichten wiederholt von den Schwierigkeiten der
Klient_innen, die praktische Bedeutung von formalen Bescheiden aufgrund
der abstrakten und komplizierten Formulierungen zu erfassen und die sich
damit eventuell eröffnenden Handlungsmöglichkeiten wahrnehmen zu
können.
»Das hatte ich, glaub ich, vor zwei Wochen, per Mail, dann sagt er: ›Bewer-
tung ist gekommen, vielen Dank, und was heißt das?‹ […] Dann will er jetzt
nochmal auf Nummer sicher: ›Ist das wirklich so? Kann ich das wirklich?‹ Ich
habe das Gefühl, sie glauben es wirklich nicht. ›Ist es fertig oder ist es jetzt
…, kann ich mir mit dem eine Arbeit suchen, oder?‹ Aber das ist das ganze In-
formieren, Informieren, Informieren, Erklären, Aufklären« (H/AT, Z. 404-415).
In diesem Textausschnitt wird deutlich, dass es nicht nur um die Vermitt-
lung von Informationen geht, sondern auch um eine Bestätigung von An-
erkennungsverhältnissen. Die »Übersetzungsleistung« der Beratung ist hier
explizit keine sprachliche, sondern bezieht sich auf die Erklärung und »Auf-
klärung« über die bestehenden (Anerkennungs-)Verhältnisse. Das bereits
hergestellte Anerkennungsverhältnis auf Beratungsebene wird dabei ge-
nutzt, um die formale Anerkennung für den persönlichen Kontext übertrag-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik