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5. Ergebnisse 205
vermittlung verbunden sind und daher individuell im Einzelfall ausgehan-
delt werden.
»Also wenn ich Ideen hab […], dann verweise ich sie weiter, manchmal habe
ich selber Ideen, die ich sag: ›Probieren Sie doch das.‹ Kann man aber nur so
nebenher. Also ich mach kein Bewerbungscoaching oder so, das sprengt das
Ganze. Das wäre aber bei vielen notwendig« (D/DE, Z. 412-416).
Voraussetzung für diese »Verweisfunktion« der Beratung ist ein trans-
parentes und abgegrenztes Beratungsverständnis. Stanik (vgl. 2015) weist
darauf hin, dass die institutionelle Eingrenzung des Beratungsgegen-
standes in der Weiterbildungsberatung durch mit dem Beratungsanliegen
implizit verbundene Problemstellungen erschwert werden kann. Von den
Berater_innen wird hier die Fähigkeit gefordert, professionelle Distanz
zu wahren, Beratungsanliegen bearbeitbar zu halten und bei Bedarf auch
tatsächlich an entsprechende Institutionen weiter zu verweisen (vgl. ebd.,
S. 208). Die Professionalität zeigt sich damit auch in der Fähigkeit, sich den
Grenzen von Beratung innerhalb der gegebenen Strukturen bewusst zu sein,
um alternative Handlungsweisen, wie die Weitervermittlung an geeignete
Stellen, umsetzen zu können. Insbesondere vor dem Hintergrund des be-
schriebenen Engagements der Berater_innen besteht die Herausforderung
in der Abwägung des notwendigen Beratungsbedarfs und des institutio-
nellen Beratungsauftrags. Aus anerkennungstheoretischer Perspektive ist
der Umgang mit diesen Spannungsfeldern gekennzeichnet durch den Aus-
handlungsprozess zwischen der Aufrechterhaltung des Anerkennungs-
verhältnisses auf der Interaktionsebene des Beratungsgesprächs und der
gleichzeitigen Abgrenzung von Beratungsanliegen, die nicht nur außerhalb
des Beratungsauftrags, sondern oftmals auch außerhalb des eigenen Hand-
lungsspielraums liegen. Weitervermittlungen stellen aus dieser Perspektive
eine wichtige Handlungsstrategie für die Berater_innen innerhalb der Rah-
menbedingungen dar, welche es ihnen ermöglichen, Abgrenzungen vorzu-
nehmen, die zugleich mit dem beruflichen Selbstverständnis vereinbar sind.
5.4.2.3 Ausgleich struktureller Defizite
Die ersten beiden beschriebenen Handlungsstrategien zielen auf die Stär-
kung der individuellen Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit ab, um die
beratenen Personen im Umgang mit restriktiven Strukturen zu unterstüt-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Title
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Subtitle
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Author
- Birgit Schmidtke
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 252
- Keywords
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Category
- Recht und Politik