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Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement 2
2.1.2 Wachstum und Nachhaltigkeit
Einfache neoklassische Wachstumsmodelle zeigen, dass selbst ohne Berücksichtigung
endlicher, natürlicher Ressourcen Wachstum nur begrenzt möglich ist. Um die Pro-
duktion des Wirtschaftssystems zu steigern, muss physisches Kapital (Fabriken, Straßen
usw.) aufgebaut werden. Ab einem bestimmten Punkt übersteigen aber die Erhaltungs-
kosten für das Kapital das Potenzial für Neuinvestitionen. Es kommt zu einem wachs-
tumslosen Gleichgewicht, falls die Bevölkerung nicht wächst. Erst die Einführung von
technologischem Fortschritt erlaubt weiteres Wachstum – allerdings unter Einschrän-
kungen, weil auch Forschung und Entwicklung Ressourcen verbrauchen (Romer 1990).
Durch den aufsehenerregenden Bericht des Club of Rome in den 1970er-Jahren,
„Limits to Growth“ (Meadows et al. 1972), haben die Wirtschaftswissenschaften die
Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens angesichts der Endlichkeit natürlicher Ressourcen
verstärkt aufgegriffen. In der Folge wurden Wirtschaftsmodelle mit Ressourcen- und
Umweltkomponenten erweitert. So hat u.a. Robert Solow (1974) gezeigt, dass die
Verwendung endlicher natürlicher Ressourcen, wie fossiler Energieträger, langfristig
nicht zum Kollaps von Wirtschaftssystemen führen muss: Ist die Substitution von
natürlichen Ressourcen und von anthropologisch geschaffenem Kapital grundsätzlich
möglich, kann das Wirtschaftssystem – im Prinzip unendlich lange – konstanten
Output produzieren. Als Beispiel kann die Transformation des Energiesystems von
fossilen hin zu nichtfossilen Energieträgern dienen (siehe dazu auch Beitrag 5.1
und vgl. SDG 7 – bezahlbare und saubere Energie): Wenn natürliche Ressourcen
wie Erdöl langfristig durch anthropologisch geschaffenes Kapital wie Windturbinen
oder Atomkraftwerke ersetzt werden und keine nichtenergetischen Restriktionen wie
Land- oder Rohstoffmangel auftreten, muss das Produktionsniveau des Wirtschafts-
systems nicht notgedrungen sinken (siehe Abbildung 2.1.1). Robert Solow war der
Ansicht, dass es nicht Aufgabe heutiger Generationen sei, bestimmte natürliche Res-
sourcen zu schützen, sondern vielmehr Wirtschaftssysteme so zu gestalten, dass die
Abbildung 2.1.1: Nachhaltiges Wirtschaften mit endlichen Ressourcen
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima