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Nachhaltiges Wirtschaften & Unternehmensmanagement 2
Reduktion bedeutet, dass weniger Rohstoffe abgebaut werden bzw. Waren im Umlauf
sind (z.B. gemeinschaftliche Nutzung durch mehrere Haushalte; längere Verwendung
durch Reparatur, Weiterverkauf oder Spenden; Wiederverwertung von Rohstoffen in
einer Kreislaufwirtschaft). Fallbeispiel 2.3.2 beschreibt ein junges Wiener Unterneh-
men, das den Abfall von Lebensmitteln (somit am Ende der Wertschöpfungskette) zu
vermeiden sucht, indem diese Lebensmittel weitergegeben und zu neuen Produkten
verarbeitet werden. Eine ähnliche Initiative in Deutschland (Foodsharing.de) sammelt
in Kooperation mit Betrieben und ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern
Lebensmittelabfälle. Zur freien Entnahme stehen diese in Form von „Fair-Teilern“, d.h.
öffentlich frei zugänglichen Lebensmittelregalen und Kühlschränken, zur Verfügung.
Laut Betreiber konnten auf diese Weise knapp 22.000 Tonnen an Lebensmittelabfällen
in Deutschland, Österreich und der Schweiz vermieden werden (Foodsharing 2019).
Fallbeispiel 2.3.2: Unverschwendet – Eine Initiative als Beitrag zu nachhaltigem
Lebensmittelkonsum
Österreichische Haushalte werfen jährlich mehrere Millionen Ton-
nen an genießbarem Obst und Gemüse in den Müll. Lebensmittel,
die qualitativ einwandfrei, jedoch aus Sicht der Verbraucherinnen
und Verbraucher zu groß, zu klein, zu unschön sind oder einfach
nicht aufgegessen wurden. Das junge Unternehmen „Unverschwendet“,
gegründet im Jahr 2015 von der UBRM-Absolventin Cornelia Diesenreiter und ihrem Bruder, hat
sich der Minimierung dieser Lebensmittelabfälle (unter dem Stichwort zero waste) durch kreative
Ansätze verschrieben. Das Wiener Start-up bezieht nichtverkäufliches oder nichtverbrauchtes Obst
und Gemüse aus einem Netzwerk von landwirtschaftlichen Betrieben, Institutionen und Haushalten.
Es verkocht diese Lebensmittel zu Marmeladen, Sirup und Saucen. 25 Tonnen Lebensmittel wur-
den im Jahr 2018 auf diese Weise verarbeitet statt entsorgt und 100.000 Feinkostprodukte verkauft
(Unverschwendet 2019).
Verzicht stellt das höchste Maß an Reduktion dar. Es bedeutet die bewusste Ent-
scheidung, Waren und Dienstleistungen, die ökologisch oder sozial nicht verträglich
sind, nicht zu konsumieren. Aktuell fokussieren die öffentliche Debatte und innova-
tive Geschäftsideen vordergründig auf Formen der Substitution und Reduktion.
Die Wichtigkeit des Konsumverzichts zur Erreichung von Klima- und Nachhaltig-
keitszielen ist jedoch augenmerklich und findet sich beispielsweise in der aktuellen
Strategie der Bioökonomie der österreichischen Regierung wieder (BMNT et al. 2019).
2.3.4 Herausforderungen in der Entwicklung nachhaltigen
Konsumverhaltens
Konsumentinnen und Konsumenten können unterschiedliche Beiträge zur Errei-
chung des SDG 12 leisten. Das aktuelle Marktgeschehen und die Statistiken zum
© Unverschwendet
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima