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Umwelt in Gesellschaft, Politik & Recht 3
gehend bekannt (siehe Beitrag 4.2). Die Reaktionen darauf können bei den gesellschaft-
lichen Akteurinnen und Akteuren unterschiedlich ausfallen. Die internationale Politik
hat mit dem Kyoto-Protokoll im Jahr 1997 einen wichtigen Schritt zur Reduktion der
Treibhausgase gesetzt. Infolge wurden Emissionshandelssysteme etabliert und weitere
Übereinkommen (wie Paris 2015) beschlossen. Auch die nationale Politik reagiert bei-
spielsweise mit Strategieplänen zur Anpassung an den Klimawandel. Die Grundlagen
für Anpassungsstrategien liefert die Wissenschaft. Gesellschaftlicher Protest spiegelt sich
in internationalen Netzwerken wie z.B. dem Climate Action Network (CAN) wider.
Fallbeispiel 3.3.2: Greta Thunberg – eine Heldin?
Neue Impulse erhielt der zivilgesellschaftliche Protest mit der von Greta Thunberg initiierten Bewe-
gung „Fridays for Future“. Ihr Aktionismus „Klimaschutzprotest statt Schule am Freitag“ hat 2018
große Aufmerksamkeit erfahren und gipfelte am 15. März 2019 im weltweiten Klimastreik von Schüler-
innen und Schülern. Greta Thunberg wurde für viele junge Menschen weltweit zum Vorbild und zur
Heldin und löste eine starke Mobilisierungswelle aus. Umweltbewegungen und zivilgesellschaftlicher
ökologischer Protest sind ein wichtiger Schritt zur Veränderung von Verhalten und von Strukturen.
Welche politischen und gesellschaftlichen Veränderungen die derzeitigen Proteste langfristig aus-
lösen werden, wird erst die Zukunft zeigen.
3.3.4 Arbeitsfelder der Umweltsoziologie
Umweltsoziologie befasst sich mit dem Verhältnis von Mensch und Gesellschaft zu
Natur und Umwelt. Brand (1997) unterscheidet drei Perspektiven:
Beobachterperspektive: Die Umwelt wird als gesellschaftliches Diskurs- und Konflikt-
feld gesehen. Diese klassische soziologische Perspektive richtet den beobachtenden
Blick auf die Gesellschaft. Sie zeigt verschiedene Blickwinkel von Akteurinnen und
Akteuren sowie Konfliktebenen. Naturalistische Deutungen (wie ökologische Gren-
zen) werden kulturellen Konstruktionen und Bedeutungen gegenübergestellt. Ge-
fragt wird, wie sich Umweltbewegungen und ihre Aktionsformen analysieren lassen
(siehe Abschnitt 3.3.3), ob Umweltbewusstsein ein Wohlstandsphänomen ist oder in-
wieweit Umweltbewusstsein das Alltagsverhalten beeinflusst (siehe Abschnitt 3.3.1).
Problembezogene Perspektive: Betrachtet werden gesellschaftliche Ursachen von
Umweltschäden und praktische Interventionsmöglichkeiten. Gefragt wird etwa,
ob nachhaltige Entwicklung möglich ist und wie man in Gesellschaften entspre-
chend eingreifen kann.
Reflexive Perspektive: Welchen Beitrag kann die Umweltsoziologie zur Lösung von
Umweltproblemen leisten? Gefragt wird, wie Soziologie und Gesellschaftstheorien
mit der Natur umgehen, oder welche erkenntnistheoretischen Grundmodelle sich
dafür eignen, die Gesellschaft als Verursacher von Umweltschäden abzubilden.
Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Title
- Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung
- Authors
- Erwin Schmid
- Tobias Pröll
- Publisher
- Springer Spektrum
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60435-9
- Size
- 17.3 x 24.6 cm
- Pages
- 288
- Keywords
- Umweltmanagement, Bioressourcen, Nachhaltigkeit, Sustainability, Universität für Bodenkultur
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima