Page - 64 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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64 K. Fritsch.
erhöht. Das Verdienst, den Garten in kurzer Zeit bedeutend gehoben, ja zu
einer Sehenswürdigkeit gemacht zu haben, gebührt A. v. Kerner. Nach den
von ihm vorgenommenen Umgestaltungen umfasste der Garten eine Abthei-
lung für Arznei und Nutzpflanzen, eine solche für Gehölze, eine Cultur von
Alpenpflanzen, Gruppen von einheimischen Farnen und Orchideen, eine syste-
matische Abtheilung und einen Reservegarten. Unter diesen Culturen ver-
dient die von 1862 an geschaffene Abtheiluug der Alpenpflanzen ganz be-
sonders hervorgehoben zu werden. Kerner legte diese Gruppe so an, dass
sie im kleinen ein Bild der tirolischen Alpenflora gab. Felspartien reprä-
sentierten die grössten Gebirgsstöcke des Landes, die dazwischen liegenden
Wege die Hauptthäler. Jede Felspartie Avar aus dem betreffenden Gestein
hergestellt — also jene, welche die Centralalpen darstellten, aus Urgestein,
die anderen aus Kalk, und mit den in dem betreffenden Gebiete wachsenden
Pflanzen besetzt. Es waren nicht nur sehr viele Arten, sondern auch eine
ganze Reihe von seltenen und schwer zu cultivierenden Alpenpflanzen vertreten.
In die Zeit Kerners fällt auch eine wiederholte, sehr bedeutende Erhöhung
der Dotation des botanischen Gartens.
Aus der Zeit, in welcher Peyritsch den Garten leitete, ist eine Re-
organisation der systematischen Abtheilung (1883/84) und die Neuherstellung
des Oberbaues der Gewächshäuser (1887/88) zu erwähnen. Heinricher
schuf bald nach seinem Amtsantritte (1890) die physiologisch-biologi-
schen Gruppen, welche den Anstoss zu ähnlichen Anlagen in anderen bota-
nischen Gärten (Berlin, München, Zürich etc.) gaben. Im Jahre 1891 erwei-
terte Heinricher die officinelle Abtheilung, um sie den Bedürfnissen der
Mediciner und Pharmaceuten besser anzupassen. In den folgenden Jahren
wurde ein neues kleines Warmhaus und ein kaltes Erdhaus gebaut; ferner
wurden an den Gewächshäusern Schattendecken angebracht.
Das botanische Institut — bis 1892 als „botanisches Cabinet" be-
zeichnet— kann als eine Schöpfung Heinrichers bezeichnet werden, da
seine Vorgänger mit Rücksicht auf die äusserst geringe Dotation nur wenig
zu schaffen vermochten. Bis zum Jahre 1890 befanden sich im „botanischen
Cabinet" der Hauptsache nach ein Herbarium, eine teratologische Sammlung,
eine Bibliothek und einige Mikroskope. Peyritsch hinterliess aber eine
wertvolle Privatbibliothek und mehrere ihm gehörige Mikroskope, welche, da
er ohne Erben starb, dem Institute zugewiesen werden konnten. In den
Jahren 1890/91 wurde ein langer, bis dahin nur als Vorzimmer dienender
Corridor in einen Mikroskopiersaal umgewandelt und ein kleiner Theil des-
selben als Dienerzimmer abgetrennt. Als das neben dem botanischen ge-
legene zoologische Institut 1897 theilweise verlegt wurde, kam noch ein
Zimmer zum botanischen Institute hinzu, welches für physiologische und
photographische Arbeiten adaptiert wurde. Unter den heute bestehenden In-
stitutssammlungen sind erwähnenswert: eine reiche teratologische Sammlung,
welche Peyritsch angelegt hatte; das Herbarium Peyritsch, namentlich
reich an Pilzen, unter welchen sich zahlreiche Belege zu Infectionsversuchen
mit Uredineen etc. befinden; das aus dem Nachlasse von F. Stolz übernom-
mene Herbarium tirolischer Kryptogamen, unter welchen namentlich die Moose
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie