Page - 110 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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110 K. Fritsch.
Landwirtschaftliche Ai(ademie in Tabor. Im Jahre 1866 gegründet,
erreichte diese Lehranstalt bald eine gewisse Bedeutung. Sie verfügt über
ein botanisches Cabinet, ein zoologisches Cabinet, ein naturwissenschaftliches
Laboratorium, einen botanischen Garten und eine landwirtschaftlich botanische
Versuchsstation. Die Sammlungen des botanischen Cabinetes enthalten ein
Herbarium der böhmischen Flora, ein Kryptogamenherbarium, eine carpo-
logische Sammlung, ein phytopathologisches Herbarium, Brendel'sche Mo-
delle etc. Aus dem zoologischen Cabinete sind besonders die ornithologische
und die ichthyologische Sammlung, sowie die CoUection anatomischer Prä-
parate bemerkenswert. Von den Lehrern der Anstalt liegen zahlreiche Publi-
cationen vor, von denen aber nur sehr wenige in deutscher Sprache abgefasst
sind (so von J. Beränek, F. Farsk}^ und F. Sitensky; der letztgenannte
hat sich um das botanische Cabinet und den botanischen Garten der Anstalt
grosse Verdienste erworben).
Anlässlich ihres 25jährigen Bestandes (1891) gab die Akademie 1892
eine Festschrift heraus, aus der Näheres über ihre Entwicklung und Ein-
richtung entnommen werden kann. Gegenwärtig tradiert Th. Erben Natur-
geschichte an derselben.
Landwirtschaftlich-chemische Untersuchungs- und Samencontrolstation
in Leitmeritz. Auf diese Anstalt kann hier nicht näher eingegangen werden.
Museen. In einer grossen Reihe von Städten Böhmens bestehen Museen,
die neben anderen meist auch botanische und zoologische Sammlungen ent-
halten; so z. B. in Aussig, Brüx, Budweis, Dux, Eger, Karlsbad, Ko-
motau, Reichenberg und Teplitz. Es ist ein Verdienst der Gesellschaft
zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, dass
sie in neuester Zeit eine gemeinsame Organisation dieser Museen insoferne
anstrebte, als sie eine Denkschrift „über die zweckmässigste Art und
Weise der Einrichtung und Ausgestaltung der Museen deutsch-böhmischer
Landstädte und ihnen verwandter Anstalten" versendet hat.^) Die Denk-
schrift geht davon aus, dass diese kleineren Museen für die deutschen Be-
wohner Böhmens umso wichtiger sind, als das Prager Landesmuseum sich
nicht in den Händen der Deutschen befindet. Sie schlägt weiterhin vor, dass
jedes Museum neben den Sammlungen rein localer Art hauptsächlich nach
einer bestimmten Richtung— die von anderen Museen des Landes nicht ge-
pflegt wird— seine Thätigkeit entfalten solle. Es wäre also dann z. B. in
Brüx ein vorherrschend geologisches, in Eger ein vorzugsweise ethnographi-
sches, in Teplitz ein der Hauptsache nach prähistorisches Museum vorhan-
den u. s. w. Da seit dieser Anregung erst ein Jahr verflossen ist, kann
natürlich heute über die Durchführung derselben noch nichts berichtet werden.
— Anhangsweise soll hier auch noch das fürstlich Fürstenberg'sche
Museum in Kruschowitz erwähnt werden.
Nordböhmischer Excursionsciub. Obschon dieser Verein durchaus nicht
allein naturwissenschaftliche Zwecke verfolgt, soll er doch hier nicht uner-
1) Siehe den Rechenschaftsbericht der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft,
Kunst und Literatur in Böhmen pro 1899, S. 10—14.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie