Page - 345 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 345
Das Werk kann kein Dipterologe entbehren, denn es bildet, wie früher
Meißens „Europäische Zweifliig-ler", von der Mitte bis zum Ende des Jahr-
hunderts ein Vademecum für ihn. Leider haben Schiners Zeitgenossen erst
spät den Wert desselben voll erkannt. Manche sahen in Schiner einen Ver-
dränger aus ihrem Oberwasser, in dem sie zu schwimmen sich einbildeten.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Schiner nicht nur die einheimischen
Dipteren genau kannte, sondern auch die Exoten; denn schon 1868 erschien
seine grosse Arbeit über die Dipteren der Reise der kais. Fregatte „Novara"
(Zool. Th., Bd. II, S. 1—VI u. 3—388, Taf. I-IV).
Zahlreiche kleinere, aber sehr wertvolle Arbeiten über das Flügelgeäder
und eine neue systematische Eintheilung der Dipteren (mit Friedr. Brauer)
geben Zeugnis von dessen umfassendem Wissen auf diesem Felde.
Unabhängig von Schiner arbeitete, in seine Häuslichkeit zurückgezogen,
mit bescheidenem Glück sich an der Scientia amabilis ergötzend, stets heiteren
Sinnes Dr. J. Egger.
Er beschrieb manche neue Art und C4attung, und seine Diagnosen wur-
den auch von Gerstäcker wegen ihrer Klarheit gelobt. Es wäre aber sehr
undankbar vom Referenten, dieses als die einzigen Leistungen für die Dipteren-
kenntnis zu bezeichnen.
Dr. Egger konnte in seiner Stelle als Hofwundarzt bei den Hofjagden
dem Schreiber dieser Zeilen alle Wege öffnen, welche es demselben möglich
machten, sein Studium der Oestriden des Hochwildes zu vollenden und die
wichtigsten Beobachtungen des Wildes anzustellen. Ernahm den regsten Antheil
an allen diesen Forschungen und unterstützte dieselben durch seine Erfahrung
auf das wohlwollendste. (Brauer, Die Oestriden des Hochwildes, ZBG. 1858.)
In dieser Hinsicht müssen wir auch des bei Lepidopteren und anderen
Insecten erwähnten Herrn Gustos Alois Rogenhofer gedenken, dem es ge-
lang, zwei ganz neue Oestriden um Wien zu entdecken, und zwar Bhinoestrus
purpureus und Oestromyia Satyrus, welche Referent beschrieb und jenem zu
Ehren derselbe die brasilianische Gattung Rogenhofera errichtete.
Was hauptsächlich auf das dipterologische Leben in Wien befruchtend
wirkte, war der Ankauf der Dipterensammlung Winthems (1852), welche
viele Originalexemplare des Vaters der Dipterologie, Meigens, enthielt, durch
den damaligen verdienstvollen Director Regierungsrath Vinceuz Kollar für das
zoologische Hofmuseum. Die Specialisten können daher diesem Manne nicht
genug dankbar sein. Kollar, der früher mit Scheffer und Heeger viele
Beobachtungen machte und selbst sich namentlich mit Gallmücken beschäftigte,
sah wohl ein, dass mehr nur durch die Kenntnis von Originalexemplaren zu
erreichen sei; denn schon vor Schiner strebte ein junger Forscher, Dr. Rossi,
an, eine Dipterenfauna Oesterreichs zu verfassen. Das Unternehmen endete
aber durch den frühen Tod desselben, und die Nachwelt erhielt nur ein Ver-
zeichnis der bis dahin gefundenen Arten, das aber durch genaue Fundort-
angaben und andere Bemerkungen noch immer sehr lehrreich geblieben ist,
(1848 nach dem Tode Rossis erschienen, Vers, der Freunde der Naturw.,
W. Haidinger.) Die diesem Verzeichnisse zugrunde liegende Sammlung ist
leider nicht in die Hände eines Fachmannes gelangt.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie