Page - 370 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
Image of the Page - 370 -
Text of the Page - 370 -
370 Fr. Fr. KohJ.
Hymenopteren.
Von Fr. Fr. Kohl.
Die Antheilnahme österreichischer Forschung an den Fortschritten der
Hymenopterologie in der Zeit von der Schöpfung- der binominären Nomen-
elatur durch K. Linne bis zum Jahre 1850 ist eine ganz untergeordnete und
erstreckt sich, wenn man von kleinen Aufsätzen einiger Imker absieht, auf
kaum ein Dutzend Abhandlungen der Autoren: Nie. Poda (1761), J. A. Sco-
poli (1770, 1772, 1786—1788), Schenk und Rollet (1805), Joh. A. Schultes
(1807), W. B. Seidl (1837), Nie. Contarini (1843) und Vinc. Kollar.
Die Gründe zu untersuchen, welche diese Thatsache erklären, ist nicht
die Aufgabe dieser Zeilen, wohl aber die Darstellung der Entwicklung der
Hautflüglerkunde in Oesterreich während der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts. — Die hymenopterologische Forschung in Oesterreich in der ge-
nannten Periode entwickelte sich gleichen Schrittes mit vielen anderen Zweigen
der Zoologie in unerwartet reger und erfolgreicher Weise. Diese Wand-
lung steht in mittelbarem Zusammenhange mit dem Emporblühen der Natur-
geschichte während der letzten Jahrzehnte, vorzüglich erreicht durch die be-
fruchtende und belebende Wirkung, welche die Lehre Ch. Darwins auf alle
Zweige zoologischer Forschung äusserte; im unmittelbarem Zusammenhange
steht sie jedoch unverkennbar mit der Gründung des zoologisch-botanischen
Vereines in Wien (1851) und wohl auch mit der später erfolgten Neuge-
staltung der kaiserlichen zoologischen Sammlung in Wien (1885, k. k. natur-
hist. Hofmuseum).
Mit der Gründung des zoologisch-botanischen Vereines und seiner Ein-
richtungen wurde eine Centralstelle gegenseitiger Anregung geschaffen und
durch Herausgabe periodischer Schriften den Mitgliedern und allen Freunden
der Naturforschung die Möglichkeit geboten, die Resultate wissenschaftlicher
Studien und Beobachtungen der Allgemeinheit zuzuführen und zu sichern;
auch war mit ihr eine freiwillige Arbeitstheilung im Gefolge. Für die Hy-
menopterenkunde entschied sich zunächst das gründende Mitglied Dr. med.
Gustav Mayr.
Dr. G. Mayr (k. k. Realschulprofessor i. R., geb. im Jahre 1830 in Wien)
veröifentlichte bereits im Jahre 1852 in dem 1. Bande (S. 143—150) des
zoologisch-botanischen Vereines seine Erstlingsschrift: „Einige neue Ameisen",
und heute noch nach 50 Jahren steht dieser berühmte Altmeister der Hy-
menopterologie in Oesterreich in voller Schaffenskraft da. Ihm verdankt die
Wissenschaft neben einer Anzahl hemipterologischer Arbeiten nicht weniger
als 57 hymenopterologische Abhandlungen zum Theile systematischen, zum
Theile biologischen und faunistischen Inhaltes. Mayr gebürt in erster Linie
das Verdienst, die Kenntnis jener Hautflügierfamilien, die er mit Vorliebe
pflegte, als: die Formiciden, Cynipiden und gewisse Gruppen der Chalcididen
aufjene wissenschaftliche Höhe gebracht zu haben, auf der sie sich dermalen
befindet. Seine Arbeiten zeichnen sich durch Schärfe und Sorgfalt der Unter-
suchung, Beobachtung und Beschreibung aus; frei von aller Selbstgefälligkeit
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie