Page - 384 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
Image of the Page - 384 -
Text of the Page - 384 -
384 R. Sturany.
halt, Anlage und Durcharbeitung anbelangt, mustergiltig zu nennen und bildet
einen glänzenden Beweis für Gredlers bereits in früher Jugend zutage ge-
tretene Befähigung zu selbständiger Forschung; er hat zu einer gründlichen
naturhistorischen Erforschung Tirols überhaupt erst den Anstoss gegeben.
Gredler, nicht bloss ein Meister in der Untersuchung und Beschreibung der
Conchylien, sondern auch ein allen touristischen Strapazen gewachsener Natur-
forscher, hat in den folgenden Jahren zahlreiche Zusätze zu dem oben-
genannten Werke in Form von Notizen, Beschreibungen und „Kritischen
Fragmenten" publicirt, wie sie eben aus den zahlreichen wissenschaftlichen
Reisen resultierten, welche von ihm theils allein, theils in Gesellschaft seines
Freundes Alexander Freih. von Tiesenhausen^) unternommen wurden, und
hat wiederholt auch neue Listen für das ganze Faunengebiet herausgegeben,
welche die moderne Nomenclatur und den raschen Fortschritt der Conchylio-
logie berücksichtigen. Die Beschreibungen Gredlers zeichnen sich durch
besondere Genauigkeit und durch die treffende Hervorhebung der compara-
tiven Merkmale aus, während die beigefügten Bemerkungen sehr häufig auch
biologische Details enthalten. Aus dem grossen Schülerkreise, den P. Vincenz
Gredler zur wissenschaftlichen Bethätigung hauptsächlich in den verschie-
denen Zweigen der Zoologie und Botanik herangezogen hat, ist hier nur
Gremblich zu nennen, welcher die Conchylien von Nordtirol in recht aus-
führlicher Weise behandelt hat, indem er ein für Sammler bestimmtes, nach
der analytischen Methode verfasstes Werkchen herausgab. Im übrigen hat
Heller das bis zum Jahre 1881 bekannt Gewordene in einer Tabelle zusam-
mengefasst, welche die Arten nach ihrer verticalen Verbreitung übersicht-
lich geordnet enthält, während von Bruhin, Frauenfeld und Paar nur
kleine Mittheilungen vorliegen. Vor kurzem erhielten wir übrigens auch von
Wiedemayr einen nennenswerten conchyliologischen Beitrag. — In der
Lombardei, welche bis zum Jahre 1859, und in Venetien, welches bis zum
Jahre 1866 zu Oesterreich gehörte, haben sich einige sehr tüchtige Männer
wissenschaftlich bethätigt: Stabile hat die Gegend von Lugano und Piemont
exploriert, die Gebrüder Villa erwiesen sich als vortreffliche Kenner der
lombardischen Mollusken, Spinelli hat in der Provinz Brescia seine Studien
gemacht, Vallardi und De Betta haben über Venetien, Pirona über Friaul
gearbeitet.
Zahlreich sind die aus Böhmen hervorgegangenen Arbeiten. Als erster
trat hier im Jahre 1860 Schöbl— heute ein gefeierter Ophthalmologe—
hervor, und wenige Jahre später (1869) stellte sich Slavik mit einer um-
fangreichen Faunenmonographie ein. Die in diesen grundlegenden Arbeiten
niedergelegten Thatsachen sind zusammen mit den Mittheilungen, welche wir
nach und nach von den Autoren Novotn^, Duda, Sandera, A. Schmidt,
Ulicnj^, Cypers, Klika, Blazka, Kubes, Babor und Kostäl erhalten
haben, und neben zahlreichen neuen Facten in einem umfangreichen, hübsch
ausgestatteten Buche vereinigt, das Ulicny zum Verfasser hat (1895). Leider
^) Alexandei' Freih. v. Tiesenhausen (gebürtig ans Kussisch-Polen, ansässig in Bozen),
der eine sehr reiche Conchyliensammlung besitzt, war auch Gredlers Mitarbeiter bei der neuen
Durcharbeitung der Tiroler Bivalven (1894).
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie