Page - 414 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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414 Fr. Steiadachner.
Im Sommer 1854 unternahm er eine Rundreise nacli den bedeutendsten
naturhistorischen Museen von Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich,
um deren Einrichtungen und Sammlungen kennen zu lernen und neue Ver-
bindungen daselbst anzuknüpfen, kam aber leider krank nach Wien zurück
und war nicht mehr imstande, sich zu erholen.
Körperlich gebrochen, aber geistig völlig frisch, Hess er sich im Jahre
1856 im Rollstuhle durch die Räume der ichthyologischen Sammlungen, die
seine Lebensfreude und sein Stolz gewesen, führen, um noch im Interesse
derselben wirken zu können und seine begonnenen Arbeiten zu vollenden.
Heekel war es nicht mehr vergönnt, sein Lieblingswerk „Die Süss-
wasserfische der österreichischen Monarchie" (Nr. 61), welches er durch
24jährige Studien vorbereitet hatte, im Drucke vollendet vor sich zu sehen.
Eine dritte Abhandlung seiner „Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische
Oesterreichs" (Nr. 34), die zum grössten Theile im Manuscripte fertig vorlag,
brachte sein langjähriger Freund und einstiger Schüler zum Abschlüsse und
überreichte sie am 3. Februar 1859 der kaiserlichen Akademie.
Heckel starb am 1. März 1857 im 68, Lebensjahre.
Prof. Dr.Rudolf Kner, geboren zu Linz am 24. August 1810, trat nach
Vollendung seiner medicinischen Studien an der Wiener Hochschule 1836 als
Praktikant in die zoologische Abtheilung des Hofmuseums ein und wurde
Heckel zur Dienstleistung zugewiesen, mit dem er im Jahre 1840 eine Reise
nach Dalmatien unternahm, um die Flussfischfauna dieses namentlich in
ichthyologischer Beziehung kaum durchforschten Landes kennen zu lernen.
Er verliess jedoch schon im folgenden Jahre Wien und folgte einem Rufe an
die Universität Lemberg als Professor der Naturgeschichte und der Land-
wirtschaftslehre, in welcher Stellung er bis zu Ende des Jahres 1848 verblieb.
Im Jänner 1849 erging an ihn die Einladung, die Lehrkanzel der Zoologie
an der Wiener Universität zu übernehmen, an welcher er vom 16. November
desselben Jahres bis zu seinem Tode wirkte.
Von Ciistos Heckel in das Studium der Ichthyologie eingeführt, wid-
mete er dieser den grössten Theil seiner wissenschaftlichen Thätigkeit. Seine
erste diesbezügliche iVbhandlung „Ueber die Verschiedenheiten der Blinddärme
bei den Salmoniden" (Nr. 62) erschien im Jahre 1851 und ist als erster Ver-
such, die Verschiedenheiten in der Zahl, Lage und Ausdehnung der Blind-
därme längs des Darmcanals bei einander sehr nahestehenden Salmoniden-
arten und Gattungen auf ihre Bedeutung in systematischer Beziehung zu
prüfen, von allgemeinem Interesse.
Kner fand unter anderem, dass der Huch mit Rücksicht auf die enorme Zahl und
die Form der Appendices sich derart von den übrigen Salmoniden, wie Lachs, Forelle,
Saibling, entferne, dass hiedurch ohne Berücksichtigung anderer gemeinsamer Charaktere
die Aufstellung einer besonderen Gattung gerechtfertigt wäre— diese Ansicht wird auch,
aber theilweise aus anderen Gründen, von den amerikanischen Ichthyologen der Gegen-
wart getheilt — und dass zwischen der Lachs- und der sogenannten Maiforelle (d, i, eine
sterile Lachsforelle) kein Unterschied mit Bezug auf die Blinddärme existiere, welche beide
Arten schon von Siebold mit Recht in eine einzige vereinigt wurden.
Ein Jahr später publicierte Kner eine zweite grössere Abhandlung ähnlicher Art
„Ueber die Mägen und Blinddärme der Salmoniden" (Nr. 63), nachdem ihm Heckel die
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie