Page - 418 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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418 Fr. Steindachner.
Am Schlüsse der Schilderung von Kners Wirksamkeit und hervorragen-
den Leistungen auf dem Gebiete der systematischen Ichthyologie ist auch
eine Abhandlung zu erwähnen, welche Kner zu Ende des Jahres 1866 unter
dem Titel „Betrachtungen über die Ganoiden, als natürlicheOrdnung" (Nr. 97 a)
veröffentlichte. In ihr legte er gleichsam das Resultat seiner langjährigen,
gründlichen Detailstudien über fossile Fische nieder und schliesst nach genauer
Prüfung aller jener Gründe, auf welche die Ordnung der Ganoiden, diese
geistreiche Schöpfung Agassiz', von Agassiz, J. Müller, Owen, Heckel,
Pictet etc. basiert und weiter aufgebaut wurden, mit dem Satze: „Die Ga-
noiden bilden in ihrem dermaligen Umfange keine systematische Einheit,
können daher keinen Bestandtheil des natürlichen Systems der Fische aus-
machen und sind der wissenschaftlichen Weiterbildung der Ichthyologie als
eines Zweiges der allgemeinen Naturwissenschaft geradezu hinderlich."
Gegen Ende des Jahres 1868 erkrankte Kner in Wien und starb am
27. October 1869, tief betrauert von seinen zahlreichen Schülern und Collegen,
auf seinem Besitzthum in der Oed nächst Gutenstein.
Bei Ausserachtlassung von Albin Heinrichs ziemlich wertvoller Abhand-
lung „Mährens und k. k. Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel", Brunn
1856, in welcher 41 Arten aufgezählt werden, schliessen sich der chrono-
logischen Reihenfolge der Publicationen nach an Heckel und Kner zunächst
Th. Bilharz an, der im Jahre 1852 in den SWA. einen neuen Nilfisch, Äle-
stes macrolepidotus (Nr. 112) beschrieb, dann der verdienstvolle E. Albert
Bielz, der gründliche Kenner der Wirbelthiere Siebenbürgens, welcher in
seinem Werke „Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens", Hermannstadt 1856,
bereits 43 Fischarten (mit genauer Angabe der Fundorte) aufzählt, die in
der zweiten vielfach verbesserten Auflage (1888) auf 44 erhöht sind, ferner
fast contemporär Kners Schüler und Assistent Dr. Johann Canestrini, Dr.
Fr. Steindachner und Dr. Anton Fritsch.
Dr. Johann Canestrini wurde im Jahre 1835 in Revö (Südtirol) ge-
boren, absolvierte das Gymnasium in Görz und kam hierauf nach Wien, um
sich daselbst zoologischen Studien unter Kners Leitung zu widmen. Im Jahre
1857 wählte ihn Kner zu seinem Assistenten, in welcher Stellung Canestrini
bis zu seiner Berufung als Professor an die Universität nach Genua verblieb.
Während seines Aufenthaltes in Wien veröffentlichte er fünf ichthyologische
Abhandlungen systematischen Inhaltes (Nr. 114—118), von denen jene „Zur
Systematik der Percoiden" und zur „Kritik des Müller'sehen Systems der
Knochenfische" die bedeutendsten sind und des Verfassers ausgesprochenes
Talent für systematische Forschungen beurkundeten. Dem Studium der Ichthyo-
logie blieb Canestrini auch nach seiner Berufung an die Universitäten nach
Genua, Modena und Padua getreu und lieferte zahlreiche wertvolle Beiträge
zur Kenntnis der Fluss- und Meeresfische Italiens. Seine beiden ichthyologi-
schen Hauptwerke „Prospetto critico dei pesci d'acqua dolce d'Italia" und
„Pesci d'Italia" erschienen in Modena 1866 und Mailand 1872 und bilden ein
würdiges Gegenstück zu Heckel und Kners Werke über die Süsswasser-
fische der österreichischen Monarchie, das ihm als Muster diente. Canestrini
starb im Jahre 1900 zu Padua.
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie