Page - 420 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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420 Fr. Steindachner.
Stadt, dessen Prior damals der allen Naturforschern Oesterreichs wohlbekannte
und unvergessliche Pater Bonagrazia war.
Reich beladen mit zoologischen Sammlungen aller Art, die er hauptsäch-
lich durch zahlreiche Schleppnetzzüge erworben hatte, kam er im Herbste
nach Wien in das Museum zurück, wo er infolge der Pensionierung Fitzingers
inzwischen zum Assistenten vorgerückt war.
Nunmehr übernahm er die gesammte Verwaltung nicht nur der ichthyo-
logischen, sondern auch der herpetologischen Sammlungen, welch letztere nach
glänzendem Beginne stark vernachlässigt worden war.
Diese beiden seiner Obsorge anvertrauten Sammlungen fortwährend auf
der Höhe der Zeit zu erhalten, hat Steindachner stets als eine Hauptauf-
gabe seines Lebens betrachtet und weder Zeit noch Mühe noch pecuniäre
Opfer gescheut, um dieses Ziel zu erreichen.
Da Heekel durch seine Arbeiten so viel zur Kenntnis der Flussfische
fast aller Zonen beigetragen, hielt es Steindachner für seine besondere
Pflicht, die diesbezüglichen Sammlungen des Wiener Museums möglichst zu
vervollständigen, und bereiste zu diesem Zwecke in den Jahren 1864 und
1865 die Schweiz, das südliche Frankreich, Spanien und Portugal mit Ein-
schluss der canarischen Inseln und in den Jahren 1868 und 1869 Senegam-
bien, konnte jedoch wegen des Ausbruches einer heftigen Cholera-Epidemie
in St. Louis von der französischen Verwaltung nicht die Erlaubnis erhalten,
seine Reise nach dem Gambia und weiter nach Fernando Po seinem Pro-
gramme entsprechend fortzusetzen.
Schon während der Reise nach Senegambien erhielt er von Herrn Prof.
Louis Agassiz eine Einladung, nach Cambridge, Mass. zu kommen, um mit
ihm die Bearbeitung der südamerikanischen Fische vorzubereiten, die während
der Thayerexpedition gesammelt worden waren, und erhielt zu diesem Zwecke,
nachdem er inzwischen zum Custos vorgerückt war, im Jahre 1871 einen
zweijährigen Urlaub. Doch schon im Herbste desselben Jahres bereitete sich
Agassiz zu einer neuen Reise längs der Küsten Amerikas von Boston durch
die Magellanstrasse nach San Francisco vor und forderte Steindachner auf,
ihn während derselben zu begleiten. Diese neue Reise, ausgeführt an Bord
des neuen Coast Survey Steamer „Hassler", nahm volle elf Monate in An-
spruch, und Steindachner lernte bei dieser Gelegenheit durch zahlreiche,
in grossem Massstabe ausgeführte Zug- und Schleppnetzfischereien, welch
erstere er selbst überwachte, die Meeresfischfauna genau kennen. Während
dieser denkwürdigen Reise wurden fünfWochen in der Magellanstrasse, zehn
Tage auf den Galapagosinseln und fast ein Monat in Panama zugebracht.
Wohl 100.000 Fische glitten bei Auswahl des für die Sammlungen bestimmten
Materiales durch seine Hände. Erst Mitte October 1892 nach Boston-Cambridge
zurückgekehrt, war es in den folgenden Monaten nur möglich, das während
der „Hassler"-Expedition gesammelte reiche Material nach Gruppen zu sichten
und einen Theil der Fische wissenschaftlich zu ordnen. Eine weitere Ver-
längerung seines Urlaubes wurde dazu benützt, um im ausschliesslichen Inter-
esse des Wiener Museums auf eigene Kosten eine siebenmonatliche Rundreise
durch Nordamerika auszuführen und hauptsächlich die grossen Ströme und
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie