Page - 449 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 449
scliriebene Tetragonosoma-Art, deren typisches Exemplar verloren gieng, nicht
mit jenem Exemplar identisch sein, als welches Boulenger eine Schlange
vom Museum in Kopenhagen wieder zu erkennen glaubte. Endlich bespricht
Steindachner die typischen Exemplare von Lacerta mosorensis Kolomb. (134)
und constatiert ihre Identität mit L. Jcoritana Tomasini.
Um die Erforschung der Fauna von Indien hat sich Stoliczka verdient
gemacht. Dr. Ferdinand Stoliczka, geb. 1838 zu Hochwald in Mähren, wurde
über Empfehlung des Prof. Suess und Director Haidinger von Dr. Oldham,
Superintendent of the Geological Survey of India, als Assistent aufgenommen
und machte 1864 die erste Reise zum Himalaya mit. Obwohl Stoliczka als
Geologe Indien bereiste, gab er sich dennoch mit grossem Eifer dem Sammeln
von Eeptilien und Amphibien hin. Leider hat der Tod schon nach zehn Jahren
seinem unermüdlichen Forscherdrange ein jähes Ende bereitet, denn er starb
am 19. Juni 1874 bei Mourgi in Klein-Tibet.
Stoliczka hat die Ausbeute der ersten Jahre seiner Sammelthätigkeit
an das hiesige Hof-Naturaliencabinet gesendet, wo sie von Steindachner
zugleich mit dem Materiale der „Novara"-Expedition (118) wissenschaftlich
bearbeitet wurde. In der Folge übernahm er selbst die Publication der ent-
weder von ihm oder anderen Forschern gesammelten Thiere und förderte
dadurch wesentlich die Kenntnis der herpetologischen Fauna Indiens. Die von
Stoliczka beschriebenen und theilweise neuen Arten stammen von: Kachh
(145), Sind (146), Panjab am Indus (147), Himalaya (142), Burma und ma-
layische Küste (142, 144), Pegu (148), Moulmein, Provinz Tenasserim (141,
148), Penang (142, 151), Wellesley (151), Singapore (142), Andamanen und
Nikobaren (142, 152), Sumatra (151) und Java (142).
Auch systematisch und thiergeographisch war Stoliczka thätig. Er
identificierte eine grössere Zahl von indischen Eidechsenarten (143), besprach
ferner eine grössere Zahl indischer und burmesischer Schlangen (144), die
nicht nur gewisse Variationen in den Charakteren der Arten oder ihre Identi-
ficierung mit anderen klarstellt, sondern auch über die geographische Ver-
breitung der verschiedenen Formen Aufschluss gibt. Die meisten dieser
Schlangen gehören zu den Familien der Typldopidae, Colubridae und Bipsa-
didae. Stoliczka macht namentlich über die geographische Verbreitung der
indischen und burmesischen Schlangen der südlichen Abhänge des Himalaya
genaue Angaben. Denn gerade über das Vorkommen gewisser Formen des
Flachlandes und der Höhen von 9000—12.000 Fuss, auch von Tibet und
Ladak sind in der indischen Zoologie ganz unzuverlässige Angaben ein-
geschlichen. Die tropischen und subtropischen Formen gehen zwar tief ins
Innere des Himalaya vor, gelangen aber niemals auf grössere Höhen, sondern sie
bleiben auf die tiefen, warmen und feuchten Thäler beschränkt, weshalb schon
in der Nähe grösserer Höhen eine ganz andere Fauna zu finden ist. Endlich
berichtet Stoliczka über 25 indische Batrachier (150), die er meist lebend
beobachten und ihre Färbung verzeichnen konnte. Mehrere Arten waren
früher aus Indien nicht bekannt, und von anderen wurde die geographische
Verbreitung ermittelt. Schliesslich wird von einigen Gattungen und Arten die
Identität besprochen.
Botanik und Zoologie in Oesterreich l.söO—lyOO. 29
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie