Page - 519 - in Botanik und Zoologie in Österreich - In den Jahren 1850 bis 1900
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Geschichte der Zoologie. 519
gewirkt auch auf anderen Gebieten; und so Imt die anatomisch-entwicklungs-
geschichtliche Richtung der Zoologie die ersten Anregungen, welche sie von
dem Studium des menschlichen Körpers und der sich im Zusammenhange
damit entwickelnden Disciplinen empfangen hat, reichlich zurückerstattet.
Ein wenn auch nur kurzer Ueberblick über die Arbeiten der Anatomen und
Physiologen an den medicinischen Facultäten zeigt dies, beweist auch hier
eine sich immer mehr ausbreitende Forschung und erweist zugleich, welch
grossen Umfang das Gebiet der Zoologie angenommen hat.
Wenn ich auch hier wieder mit Wien beginne, so ist zunächst Karl
Toldt (geb. 1840 zu Bruneck), der Herausgeber des ausgezeichneten „Ana-
tomischen Atlas" (1896—1900), anzuführen, ein Schüler von Hering und
Karl V. Langer; im Jahre 1871 in Wien für Histologie habilitiert, wirkte
derselbe von 1876—1884 in Prag, seit 1884 in Wien als Professor der Ana-
tomie. Toldts Arbeitsgebiet ist die Anatomie des Menschen, Histologie und
Entwicklungsgeschichte. Toldt hat auch Arbeiten über die Anatomie und
Histologie der Wirbelthiere publiciert. Von Toldts Publicationen seien hier
besonders angeführt: „lieber lymphoide Organe der Amphibien" (1868), „Histo-
logie und Physiologie des Fettgewebes" (1870), „Wachsthum der Niere des
Menschen und der Säugethiere" (1874), „Entwicklung und Ausbildung der
Drüsen des Magens" (1880), „Ueber die massgebenden Gesichtspunkte in der
Anatomie des Bauchfells und der Gekröse" (1893), ferner das „Lehrbuch der
Gewebelehre' (1884), welches bisher drei Auflagen erlebte.
Die Anatomie in Wien ist noch durch Emil Zuckerkandl (geb. 1849 zu
Raab in Ungarn) vertreten. Zuckerkandl studierte in Wien, war von 1882
—1888 Professor in Graz, von 1888 ab in Wien. Ausser mit der topographi-
schen Anatomie des Menschen beschäftigte sich Zuckerkandl mit vergleichen-
der Anatomie der Säugethiere und publicierte auf diesem Gebiete eine Reihe
von Untersuchungen, so: „Das periphere Geruchsorgan der Säugethiere" (1887),
„Ueber das Riechcentrum" (1887), „Zur Anatomie von Chiromys"' (1898),
ferner eine Reihe von Abhandlungen über die vergleichende Anatomie der Ohr-
trompete sowie vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Ex-
tremitätenarterien (1894/95), endlich die Schrift „Zur Morphologie der Arteria
pudenda interna'' (1900).
Von Anatomen in Wien erwähne ich noch Julius Tandler (geb. 1869 zu
Iglau in Mähren), Privatdocent, ein Schüler von Zuckerkandl und Höch-
stetter, der sich vornehmlich mit vergleichender Angiologie beschäftigt. Der-
selbe publicierte: ..Zur vergleichenden Anatomie der Kopfarterien bei den
Mammalia^' (1898), „Ueber die Haftorgane der Gekonen" (1898), „Ueber ein
im Cavum tympani vorkommendes Corpus cavernosum bei Phoca- (1899).
Es ist ferner eine Reihe Histologen anzuführen, welche die Zoologie
interessierende Arbeitsgebiete pflegen; unter denselben in erster Linie:
Victor Ebner Ritt. v. Rofensteln (geb. 1842 zu Bregenz), der Nachfolger
von K. Wedl, dessen aufgelassene Lehrkanzel derselbe neu einrichtete.
V. Ebner, durch Henles Vorträge in Göttingen für die Anatomie interessiert,
durch C. Heller in Innsbruck zu zoologischen Studien angeregt, beschäftigte
sich später mit Histologie und vergleichender Anatomie bei Brücke und
Botanik und Zoologie in Österreich
In den Jahren 1850 bis 1900
- Title
- Botanik und Zoologie in Österreich
- Subtitle
- In den Jahren 1850 bis 1900
- Author
- Alfred Hölder
- Editor
- K. K. ZOOLOGISCH-BOTANISCHEN GESELLSCHAFT
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.3 x 24.0 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Naturwissenschaften Biologie