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tact Tracing von zentraler Bedeutung“10, damit sich diese im erforderli-
chen Sinn informiert für oder gegen die Nutzung der Maßnahme entschei-
den könnte. Wichtig sei es auch, die Maßnahme zeitlich zu begrenzen und
eine genügende Aufsicht bzw. demokratische Kontrolle der verwendeten
digitalen Ressourcen zu gewährleisten. Dazu gehöre, dass der sogenannte
Quellcode der App öffentlich zugänglich sei. Ebenfalls sei anzustreben,
dass die Umsetzung der App international koordiniert werde, damit das
Contact Tracing auch im Hinblick auf die Wiederaufnahme des grenz-
überschreitenden Verkehrs zur Anwendung kommen könne. Schließlich
hebt die Kommission hervor, dass mit dem Grundsatz der Verhältnismä-
ßigkeit nur eine Aufzeichnung von Kontakten in anonymisierter Form
vereinbar sei. Demgegenüber sei ein Rückgriff auf Echtzeitdaten zur Loka-
lisierung infektiöser Personen nicht zulässig.
In der Schweiz kann seit Juni 2020 eine Smartphone-App genutzt wer-
den, die das digitale Contact Tracing gemäß dem Konzept des „D3PT“ als
Proximity Tracing umsetzt. Die Anwendung ist unter dem Namen „Swiss-
Covid“ verfügbar.11 Sie ist Bluetooth-basiert und hält ausschließlich in an-
onymisierter Form fest, mit welchen anderen Geräten das Smartphone der
Nutzerin bzw. des Nutzers relevanten Kontakt hatte (maßgeblich ist eine
Zeitspanne von mindestens 15 Minuten und ein Abstand von weniger als
zwei Metern). Gibt eine positiv getestete Person den Code, der ihr zusam-
men mit dem positiven Testresultat ausgehändigt wird, in die App ein, er-
folgt eine Warnung an alle Geräte, die gemäß den erwähnten Kriterien na-
hen Kontakt mit dem Gerät der infizierten Person hatten. Alle Informatio-
nen verbleiben dabei auf dem jeweiligen Gerät, und ein Rückschluss auf
die positiv getestete Person ist anhand der mitgeteilten Information nicht
möglich. Es besteht die Absicht, dass sich eine so vor einer Übertragung
gewarnte Person in Isolation begeben und sich selbst einem Test unterzie-
hen kann. Die App wurde wesentlich von Wissenschafterinnen und Wis-
senschaftern von Schweizer Hochschulen (ETH Zürich und EPF Lau-
sanne) entwickelt und in internationalen Konsortien konzipiert. Zum Ein-
satz gelangte sie etwas später als ursprünglich geplant: Kurz nachdem das
nationale Parlament seine Tätigkeit Anfang Mai wieder aufgenommen hat-
10 Vgl. dazu die Medienmitteilung der Kommission vom 9. April 2020 zur Veröf-
fentlichung der Stellungnahme: https://www.nek-cne.admin.ch/de/publikationen
/medienmitteilungen/.
11 Vgl. dazu https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epide
mien-pandemien/aktuelle-ausbrueche-epidemien/novel-cov/situation-schweiz-und
-international/datenschutzerklaerung-nutzungsbedingungen.html sowie https://w
ww.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/aktuell/news/news-05-06-2020.html.
Nadine Brühwiler, Simone Romagnoli, Jean-Daniel Strub
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik