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ren Angehörigen und den Mitarbeiter*innen gefunden werden. Im Ideal-
fall, so die Überlegung, ließen sich noch Handlungsalternativen finden
oder, so die Hoffnung, könne es zu einer geteilten Verantwortung zwi-
schen Gesundheitspolitik und den Pflegeeinrichtungen kommen, die die
Mitarbeiter*innen in ihrem moralischen Stress entlasten und unterstützen.
Das Diskussionspapier hat sich zur Aufgabe gemacht, auf die aktuell be-
obachtbaren Phänomene, Herausforderungen und deren Ursachen auf-
merksam zu machen; insbesondere im ambulanten Bereich sowie in der
stationären Langzeitpflege in Bezug auf die Beziehungsgestaltung, Kom-
munikation, Begleitung und die Wahrung von Rechten und Sicherheit der
Bewohner*innen. In Spannung dazu wurden die aktuellen Arbeitsbedin-
gungen in der Pflege sowie ethische Fragen gestellt, die sich für Pflegende
in Zeiten der Covid-19-Pandemie ergeben (z. B. Pflege ohne ausreichende
Schutzausrüstung vs. notwendige Berührungen und Zuwendung); in den
Blick kamen auch Rahmenbedingungen für Auszubildende in den pfle-
genden Berufen und deren Einsatz in der Pflege vor Ort. Dazu gesellte sich
auch der große Daten- und Forschungsbedarf aus der Sicht der Pflegewis-
senschaften, Public Health und Versorgungsforschung – zu wenige aktuel-
le Studien waren aus dieser Perspektive verfügbar. Die Beschränkungen in
der Krise betreffen erneut jene Einrichtungen und Dienste, die bislang
schon mit knapper Personaldecke und Ressourcenknappheit leben muss-
ten – und das zeigt sich gerade durch fehlende Schutzausrüstungen sowie
den Wegfall von unterstützenden Rollen und Angeboten wie Seelsorge,
Physiotherapie, Ergotherapie etc.
Dem Diskussionspapier geht es darum, die verantwortlichen Träger,
aber auch die Verbände und die Politik in den Blick zu nehmen und einen
organisationsethischen Rahmen zur Bearbeitung der aktuellen Herausfor-
derungen mitzuentwickeln. Den Hintergrund für die Positionen des Dis-
kussionspapiers bildet eine solide pflegeethische Reflexion. Eine aktuell
verantwortliche Pflegeethik darf sich hier nicht mit der Reflexion der eige-
nen Rolle und Profession begnügen; vielmehr geht es um das Ausgestalten
einer interprofessionellen Ethik der Gesundheitsberufe bzw. des Gesund-
heitssystems.
Stefan Dinges
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik