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gebot gesprochen werden kann. Sowohl im intra- wie im extramuralen Be-
reich kann es vielmehr in gewissen Bereichen sehr wohl zu einer Knapp-
heit kommen.
Ganz anders jedoch im Rahmen der derzeit abgelaufenen Pandemie.
Wie sich aus den Aussagen des Direktoriums einer Universitätsklinik er-
gibt17, bestand zu keinem Zeitpunkt der klinischen und medizinischen
Krisenbewältigung ein Mangel an Ärzten und Pflegepersonen. Ganz im
Gegenteil – weil während der Pandemie elektive Operationen und auch
andere geplante und planbare medizinische Behandlungen kaum durchge-
führt wurden, stand immer ausreichend Personal für die Behandlung und
Betreuung von infizierten Menschen zur Verfügung. Zahlreiche Mitarbei-
ter mussten sogar nicht täglich an ihren Arbeitsplatz kommen, sondern
standen als Reserve für den Fall zur Verfügung, dass in der Behandlung
und Betreuung eingesetztes Personal akut erkrankt wäre. Obwohl dies
auch geschah, konnte von der Führung des Krankenhauses doch gewähr-
leistet werden, dass alle stationären, aber auch alle ambulant versorgten,
Patienten dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechend behan-
delt und betreut werden konnten.
Knappe Ressource Arzneimittel und Medizinprodukt
Der Massenanfall von infizierten und erkrankten Menschen, noch dazu in
einer derart großen Anzahl, wie es bei der Erkrankung COVID-19 der Fall
war, mag verständlicherweise auch Befürchtungen schüren, es könnten die
erforderlichen Medikamente und Medizinprodukte, die einerseits für die Be-
handlung der Infektion, andererseits für die Behandlung und Betreuung
chronisch kranker Menschen benötigt werden, zu einem knappen Mittel
werden. Eine derartige Befürchtung war und ist nicht vollkommen unbe-
gründet.
Wie aus den von Kröll und Platzer geführten Interviews hervorgeht,
kam es zumindest am Beginn der Ausbreitung der Infektion, angesichts
der von der Bundesregierung angeordneten Präventivmaßnahmen, zu Eng-
pässen. Mundmasken für die Bevölkerung und entsprechende Schutzaus-
rüstung für das medizinische Personal waren sowohl in den Krankenhäu-
sern als auch in den Ordinationen niedergelassener Allgemeinmediziner
und Fachärzte Mangelware. Erst allmählich ist es gelungen, derartige
Schutzausrüstungen in Österreich selbst zu fertigen, insbesondere für das
3.3
17 Siehe dazu das Interview von Kröll mit Tax, Falzberger und Köle in diesem Band.
Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte Anforderungen
111
https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, Menschenwürde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik