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Davon ausgehend werden nachstehend einige zentrale Aspekte in den
Blick genommen, wobei das Hauptaugenmerk auf universitätsrechtliche
Belange gelegt werden soll.
Unionsrechtliche BezĂĽge
Aus unionsrechtlicher Sicht wurde mit den angesprochenen Reise- und
Grenzübertrittsbeschränkungen massiv in das Schengener Übereinkom-
men zur Abschaffung von Grenzkontrollen7 sowie die Grundfreiheiten des
Binnenmarktes eingegriffen. Vor allem die unionsrechtlichen Freiheiten
des Personen- und Dienstleistungsverkehrs – konkret die Freizügigkeit der
Arbeitnehmer, die Niederlassungsfreiheit und die Dienstleistungsfreiheit
–8 wurden maßgeblich beeinträchtigt.
Entsprechend den Grundsätzen der unmittelbaren Anwendbarkeit und
des Anwendungsvorranges von Unionsrecht9 ist es den österreichischen
Behörden und Gerichten – bei sonstiger Vertragsverletzung – grundsätz-
lich untersagt, innerstaatliches Recht, welches Unionsrecht widerspricht,
anzuwenden.10
FreizĂĽgigkeit und Diskriminierungsschutz
Betreffend die vorgenannten Freiheiten sieht allerdings das Primärrecht
der EU selbst ausdrĂĽcklich Ausnahmen vor, wie sie gerade betreffend die
gegenständlichen COVID-19-Beschränkungen von Belang sind. So ist dem-
nach sowohl fĂĽr die ArbeitnehmerfreizĂĽgigkeit als auch fĂĽr die Niederlas-
sungs- und Dienstleistungsfreiheit geregelt, dass innerstaatliche Rechts-
und Verwaltungsvorschriften einschränkende Regelungen für Ausländer
2.
2.1
7 Vgl. dazu Art 26 iVm Art 77 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europä-
ischen Union, ABl2009 C 290/1) – dazu im Überblick Borchardt, Europäische
Union Rz 973–976; Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrecht
Anm 1–18 zu Art 77 AEUV.
8 Zu diesen Freiheiten vgl. Art 45, 49, 56 AEUV sowie Stolzlechner/Bezemek, Ă–f-
fentliches Recht Rz 258–266.
9 Vgl. dazu Stolzlechner/Bezemek, Ă–ffentliches Recht Rz 105, 106.
10 Eine Ausnahme davon bilden nach österreichischer Dogmatik lediglich die
Grundfesten („Baugesetze“) der Bundesverfassung – das demokratische, das repu-
blikanische, das bundesstaatliche, das rechtsstaatliche und das gewaltenteilende
Prinzip.
Unions-, verfassungs- und universitätsrechtliche Aspekte zu „Corona-Maßnahmen“
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https://doi.org/10.5771/9783748910589, am 02.10.2020, 10:33:08
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Die Corona-Pandemie
Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Title
- Die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise
- Authors
- Wolfgang Kröll
- Johann Platzer
- Hans-Walter Ruckenbauer
- Editor
- Walter Schaupp
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-1058-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 448
- Keywords
- Philosophie, Theologie, Gesellschaft, Gesundheitssystem, Biopolitik, MenschenwĂĽrde, Bioethik, Intensivmedizin, Gesundheitsethik, Covid-19, Triage, Ethik, Strafrecht und Grundrechte, Krankenhausseelsorge, Spiritual Care, Pflegeheim, Social Distancing
- Categories
- Coronavirus
- Medizin
- Recht und Politik