Page - 15 - in Das Schloss
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Wirtshaus.« – »Dorthin gehe auch ich!« schrie K. auf einmal mehr als alle
anderen, er hatte großes Verlangen, von den zweien mitgenommen zu werden;
ihre Bekanntschaft schien ihm zwar nicht sehr ergiebig, aber gute,
aufmunternde Wegbegleiter waren sie offenbar. Sie hörten K.s Worte, nickten
jedoch nur und waren schon vorüber.
K. stand noch immer im Schnee, hatte wenig Lust, den Fuß aus dem
Schnee zu heben, um ihn ein Stückchen weiter in die Tiefe zu senken; der
Gerbermeister und sein Genosse, zufrieden damit, K. endgültig
hinausgeschafft zu haben, schoben sich langsam, immer nach K.
zurückblickend, durch die nur wenig geöffnete Tür ins Haus, und K. war mit
dem ihn einhüllenden Schnee allein. »Gelegenheit zu einer kleinen
Verzweiflung«, fiel ihm ein, »wenn ich nur zufällig, nicht absichtlich hier
stünde.«
Da öffnete sich in der Hütte linker Hand ein winziges Fenster; geschlossen
hatte es tiefblau ausgesehen, vielleicht im Widerschein des Schnees, und war
so winzig, daß, als es jetzt geöffnet war, nicht das ganze Gesicht des
Hinausschauenden zu sehen war, sondern nur die Augen, alte, braune Augen.
»Dort steht er«, hörte K. eine zittrige Frauenstimme sagen. »Es ist der
Landvermesser«, sagte eine Männerstimme. Dann trat der Mann zum Fenster
und fragte nicht unfreundlich, aber doch so, als sei ihm daran gelegen, daß auf
der Straße vor seinem Haus alles in Ordnung sei: »Auf wen wartet Ihr?« –
»Auf einen Schlitten, der mich mitnimmt«, sagte K. »Hier kommt kein
Schlitten«, sagte der Mann, »hier ist kein Verkehr.« »Es ist doch die Straße,
die zum Schloß führt«, wendete K. ein. »Trotzdem, trotzdem«, sagte der
Mann mit einer gewissen Unerbittlichkeit, »hier ist kein Verkehr.« Dann
schwiegen beide. Aber der Mann überlegte offenbar etwas, denn das Fenster,
aus dem Rauch strömte, hielt er noch immer offen. »Ein schlechter Weg«,
sagte K., um ihm nachzuhelfen.
Er aber sagte nur: »Ja freilich.«
Nach einem Weilchen sagte er aber doch: »Wenn Ihr wollt, fahre ich Euch
mit meinem Schlitten.« – »Tut das, bitte«, sagte K. erfreut, »wieviel verlangt
Ihr dafür?« – »Nichts«, sagte der Mann. K. wunderte sich sehr. »Ihr seid doch
der Landvermesser«, sagte der Mann erklärend, »und gehört zum Schloß.
Wohin wollt Ihr denn fahren?« – »Ins Schloß«, sagte K. schnell. »Dann fahre
ich nicht«, sagte der Mann sofort. »Ich gehöre doch zum Schloß«, sagte K.,
des Mannes eigene Worte wiederholend. »Mag sein«, sagte der Mann
abweisend. »Dann fahrt mich also zum Wirtshaus«, sagte K. »Gut«, sagte der
Mann, »ich komme gleich mit dem Schlitten.« Das Ganze machte nicht den
Eindruck besonderer Freundlichkeit, sondern eher den einer Art sehr
eigensüchtigen, ängstlichen, fast pedantischen Bestrebens, K. von dem Platz
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Das Schloss
- Title
- Das Schloss
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller
- Categories
- Weiteres Belletristik