Page - 106 - in Das Schloss
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und das Feuer erhalten solle, bald war es beim Ofen so warm, daß man gar
nicht mehr die Decke brauchte, die Lampe wurde ausgelöscht, und glücklich
über die Wärme und Stille streckten sich K. und Frieda zum Schlaf.
Als K. in der Nacht durch irgendein Geräusch erwachte und in der ersten
unsicheren Schlafbewegung nach Frieda tastete, merkte er, daß statt Friedas
ein Gehilfe neben ihm lag. Es war das, wahrscheinlich infolge der
Reizbarkeit, die schon das plötzliche Gewecktwerden mit sich brachte, der
größte Schrecken, den er bisher im Dorf erlebt hatte. Mit einem Schrei erhob
er sich halb und gab besinnungslos dem Gehilfen einen solchen Faustschlag,
daß der zu weinen anfing. Das Ganze klärte sich übrigens gleich auf. Frieda
war dadurch geweckt worden, daß – wenigstens war es ihr so erschienen –
irgendein großes Tier, eine Katze wahrscheinlich, ihr auf die Brust
gesprungen und dann gleich weggelaufen sei. Sie war aufgestanden und
suchte mit einer Kerze das ganze Zimmer nach dem Tiere ab. Das hatte der
eine Gehilfe benützt, um sich für ein Weilchen den Genuß des Strohsackes zu
verschaffen, was er jetzt bitter büßte. Frieda aber konnte nichts finden,
vielleicht war es nur eine Täuschung gewesen, sie kehrte zu K. zurück, auf
dem Weg strich sie, als hätte sie das Abendgespräch vergessen, dem
zusammengekauert wimmernden Gehilfen tröstend über das Haar. K. sagte
dazu nichts; nur den Gehilfen befahl er, mit dem Heizen aufzuhören, denn es
war, unter Verbrauch fast des ganzen angesammelten Holzes, schon überheiß
geworden.
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Das Schloss
- Title
- Das Schloss
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller
- Categories
- Weiteres Belletristik