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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 160 KRIEG UND FRIEDEN 7 Hastdusdendein löbtänitghört, dasofftainäGlück istbeschert, dersköckthutanfangä kanöffterswohlglangä zumSigundVictorimitFreud, bißweilnämachäprafBeuth. [...] 10 JawohlnämeinHießlätäBueb, derTantzkostnohmehräspaarSchueh, bey jetzigenZeiten, haists ritterlichStreitten, änEselder immäist faul, dem iegenkainiVögel insMaul. 11 Soseysdensowill ichsprobirn, wilsBaurenLöbngäntzläquitirn, wilsandernvoschenckä äPraxenanhenckä, willhauäundfetzendrein, villeichtkanIObristä seyn. 12 UndwenIänObristäwir, so trinckIkainMostundkaiBier, Sterz,KnödlundNockä, äStabnvolliBrockä, denwill I sValedibaldgöbn, angirnso langIwerd löbn.125 1,4 hand] habe 4,3 Läschi] (franz. l'argent) Geld 4,4 Guraschi] (franz. courage) Mut 4,6 wöllmä ins] wollen wiruns6,4wälä]wahrlich6,6afften]dann,danach10,1Hießlätä]SpielmitdemNamenHiesl(Matthias)und der Bedeutung ‚ dümmlich` 11,4 Praxen] säbelähnliches Messer, verächtlich für Schwert; auch Spottname für einschlechtesGewehr12,4Stabn]HohlmaßvolliBrockä]vollerBrocken12,5Valedi] (lat.valete: ‚ lebtwohl`) Abschiedsgruß12,6 angirn]müßigherumziehen Zumindest in diesem Lied greifen die Argumente und der Angesprochene will sein Glück als Soldat versuchen. Seine anfänglichen Bedenken freilich waren nicht unbe- gründet.AndersalsesdieJubel-undSiegesmeldungen,vorallemaberdieSoldatenwer- belieder glauben machen wollen, waren Krieg und Soldatenleben weder lustig und un- beschwert,nochkonntensie tatsächlichfürdasoftversprocheneguteLebenabseitsvon sozialer und ökonomischer Abhängigkeit garantieren. Dass die Bevölkerung in dieser Hinsichtkeineswegssoahnungslosundblauäugigwar,wieesvieleobrigkeitlicheLieder suggerieren, machen Texte deutlich, die nicht ohne Grund in der Regel handschriftlich überliefertsindunddieserPropagandaeinganzanderesBildgegenüberstellen.Realisti- sche Schilderungen des Krieges, die nicht hurrapatriotische Stimmung wecken wollten oderheroisch-idyllischverbrämtwaren,kamenkaumdurchdieZensurbzw.fandennur selten einen Verleger. In den meisten Fällen ist die Kriegsliteratur im Sinne der Herr- schenden manipuliert; negative Schilderungen werden nur als Propagandamittel gegen denFeindzugelassen.126 In einem Ende des 18. Jahrhunderts im Stubenberger Gesängerbuch überliefer- ten Lied wird die Thematik falscher Versprechungen und Erwartungen in Form eines (scheinbar neutralen) Bauerngesprächslieds aufgerollt. Dialogisch aufgebaut, liefert der gesang zwischen den hänsl und hiesl127 eine scheinbare Pro-und-Kontra-Konfrontation, 125 Vier gantz neue Kriegs-Lieder / Das Erste: Was Wundä / was muß i dir sagn / etc. Das Anderte: Frantzos wasbildst direin /daßdu mit so verwegnenMuth,etc. DasDritte: He lustiKurasche esgeht schondrauf loß / wo ist dann mein Bixen, etc. Das Vierdte: Leicht ich dann fort muß in Krieg / etc. Steyr / gedruckt bei Johann Jacob Jahn/ 1734. Eine leicht bereinigte Edition ndet sich auch schon bei Klier, Historische Liederdes18.Jh., S.26. 126 Vgl. dazu u.a. Rudolf Schenda: Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770– 1910.Frankfurta.M.:Klostermann1970,S.374– 379. 127 DerTitel istdemText imStubenbergerGesängerbuchnichtvorangestellt, ndet sichaber imRegister.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Title
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Subtitle
Eine andere Literaturgeschichte
Authors
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
652
Keywords
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800