Page - 471 - in Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
Image of the Page - 471 -
Text of the Page - 471 -
FREIZEITDICHTUNG 471
1
HäiäPupäiämeinKindleinschlaff ein,
LaßdämeinSingänitunlustäseyn,
Miäsoäehie inWirthehaus,wokoänäwas fehlt,
Miä fressä,miäsauffä,undkostunskoäGelt.
Heidl.Häiä,Pupäiä.
2
DeinVodä,deäbräfdä,deä tapfäriWirth,
Duit InsmeäEhran,als immägebirt,
Miähüpfä,miäspringä,eähilft Insdäzui,
Laßdä liebsKindl,nit steäredieRuhi,
Heidl.häiä,Pupäiä.
3
DeinMämädöSchöni,döwäckäri frau,
Aes lachtmädasHeärzschon, sooftaufSäschau,
Döwart Inssostätläundguitheärzeauf,
Schlaffmein liebsKindl.undschlaffnuäbräffdräuf.
Heidl.HäiäPupäiä.
[...]
11
Sowirdoft inweid-broädenWelt-Croäsherum,
VondeiegrossenWirthshaußstätsklingädäRuhm,
UndädäßGesproächvondirwerdeegeführt,
DäßdumeinOädseyst,damächtigstiWürth,
Heidl.häiä,Pupäiä.134
1,3 Miä soäe] wir sind koänä] hier: keinem 2,2 Duit Ins] tut uns 2,4 steäre] stören 11,1 Welt-Croäs] Welten-
kreis
Angesungen wurde das noch ungeborene Kind, mit dem Kaiserin Elisabeth Christine
hochschwangerwar.DochentbandsienichtdenherbeigesehntenThronfolger, sondern
zur herben Enttäuschung Karls VI. mit Maria Amalia ihre jüngste Tochter. Unklar ist,
welche der zahlreichen sprachlichen Ungereimtheiten der Überlieferung und welche
dem ungewohnten Registerwechsel geschuldet sind. Schon Nagl/Zeidler merken dazu
an: Miasoan`[...]sprichtkeinBauer,sondernnureinbäuerischredenderStädter,wel-
cherglaubt,dasseralle seinehohenDialekt-á inbäuerischeoa
vergröbern` müsse. 135
Bauernspiele, aktiv und rezeptiv, hatten ihren xen Platz im hö schen Festzeremo-
niell. Als besonderer Liebhaber galt Kaiser Franz Stephan, der noch wenige Tage vor
seinemTod1765MaurusLindemayrsSaufsucht sah,die imTirolerStiftWiltenimRah-
men der Hochzeitsfeierlichkeiten für Erzherzog Leopold vor der kaiserlichen Familie
gespielt wurde. Seine Tochter Marie Antoinette, die dieses Faible für das Bäuerlich-
Dörfliche teilte, wurde 1770 bei der letzten Station ihrer Brautreise auf heimatlichem
134 Francisci Ernesti Brükmanni, D. Centuriae Tertiae Epistola Itineraria XXVIII Exhibens Memorabilia Vi-
ennensia [...]. Wolffenbüttel: [o.V.] 1751, S.351f., 354. Schon Karl Friedrich Flögel, auf den sich fast alle
folgenden Quellen beziehen, zitierte das Lied in seiner wegweisenden Geschichte des Groteskekomischen
(1788) nach dieser Fassung, nicht nach dem angeblich im Wienerischen Diarium abgedruckten Original
(derentsprechendeJahrgangdesWienerDiariums fehlt inderÖsterreichischenNationalbibliothek).Vgl.
auchJakobZeidler:UeberFesteundWirtschaftenamWienerHofewährenddes16.,17.und18.Jahrhun-
derts. In: JahrbuchderOesterreichischenGesellschaftvomweissenKreuze1890,S. I XVIII,hierXV.
135 Nagl/Zeidler,Deutsch-ÖsterreichischeLiteraturgeschichte,S.698.
back to the
book Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte"
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Title
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Subtitle
- Eine andere Literaturgeschichte
- Authors
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 652
- Keywords
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen