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4 Viehzucht.
Was die Viehzucht betrifft, so ist das Rind am wichtigsten und unter-
scheidet man nachstehende Hauptrassen :
1. Mürzthaler Rasse. Sie findet sich am reinsten in ihrer Heimat, im
Mörzthale, kommt aber auch vor bei Bruck, Leoben, Trofaiach, Judenburg,
Neuberg, Maria-Zell, Aflenz etc. Die Farbe der Mürzthaler ist hellgrau bis
dachsgrau, Der Kopf ist kurz, breit, und trägt weiße, aufgebogene, nach vorne
gerichtete, an den Spitzen schwarz gefärbte Hörner. Um die Augen haben
sie in der Regel hellgraue Ränder, welche man „Brillen" nennt. Das Flozmaul
ist schwarz, mit weißer Schnippe. Der Stock ist hoch, und wie der Rücken,
scharf, das Kreuz ist häufig aufgethürmt, der Schweif hoch angesetzt und
trägt eine schwarze Quaste. Die Gliedmaßen sind hoch, die oberen Partien
ziemlich kräftig, die unteren fein gebaut, die Klauen sind schwarz. Der Milch-
ertrag ist nur mittelmäßig, die Mastfähigkeit befriedigend, das Fleisch ist
von vorzüglicher Qualität. Als Zugvieh sind die Mürzthaler sehr geschätzt
2. Die Mariahofer Rasse hat ihre Heimat in Mariahof, Tenfenbacli,
Neumarkt und Murau. Die Thiere sind größer als die Mürzthaler. Der Kopf
ist lang und schmal, die Hörner sind gelb, das Flozmaul ist fleischfarbig.
Die Farbe ist semmelfärbig bis fast weiß. Stock, Rücken und Kreuz sind
gerade, der Schweif ist lang, dünn, und trägt eine gelbe Quaste. Die Glied-
maßen sind hochgebaut, besitzen magere Schultern mit gleichen Schenkeln ;
der Unterfuß ist fein, die Klauen sind gelb. Die Milchergiebigkeit ist im
allgemeinen keine besonders reichliche, doch gibt es darunter Thiere, die
frischmelkend 16 — 18 und mehr Liter Milch per Tag geben. Die Mast-
fähigkeit ist eine sehr gute, und es sind die Mariahofer zu den besten Mast-
thieren zu rechnen. Hinsichtlich der Zugnutzung sind sie weniger geschätzt
als die Mürzthaler, und zwar wegen der weicheren Klauen.
3. Die Murboden-Rasse im oberen Murthale: St. Michael, Knittel-
feld, Judenburg. Sie ist ein Kreuzungsproduct der Mürzthaler und Maria-
hofer Rasse. Die Thiere sind heller gefärbt als die Mürzthaler und haben einen
gelbrothen Stirnschopf. Haut, Flozmaul, Zunge, Hornspitzen und Schweif-
quaste sind schwarz. Der Kopf ist breit, die Stirne gewölbt, der Widerrist
hoch, abgerundet. Das Kreuz ist breit, Brust und Bauch sind tief und
weit, die Beine hoch, die Hinterschenkel sind voll. Die Milchergiebigkeit
ist ziemlich gut, die Mastfähigkeit recht gut, und finden daher die Ochsen
für Mastzweeke nach Niederösterreich und Mähren guten Absatz. Ebenso
sind die Murbodner als Zugvieh sehr geschätzt.
4. Die scheckige Bergrasse (Kampete). Sie findet sich vorzugs-
weise bei Schladming, Irdning, Gröbming. Kopf, Brust und Bauch sind weiß,
über den Rücken läuft ein weißer Streifen. Die Seitentheile des Halses und
Rumpfes sind hell- oder dunkelbraun. Hörner, Klauen und Schweifquaste
sind gelb. Die Bergschecken sind kleiner als die Mürzthaler und Maria-
hofer, sind genügsam und geben namentlich gute Milch. Als Mastthiere sind
sie sehr geschätzt, werden aber allmählich von den noch wertvolleren Pinz-
gauem verdrängt, welche sich von den Bergschecken durch größeres Körper-
gewicht, durch ihren braunen Kopf, dunkle Hornspitzen und dunkle Klauen
und durch größere Milchergiebigkeit unterscheiden.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918