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64 Eisenbergtiau und Hammerwesen.
Die unermesslich reichen Erzlager des Erzberges bedingten jeden-
falls schon sehr frühe die Ansiedlang von Bergleuten und die Bildung
von Ortschaften längs der s. und n. vom Erzberg herabkommenden Wässer
und es entstanden dem Erzberge zunächst an seiner S.-Seite die Ortschaft
„Vor dem Berge", unser heutiges Vordernberg am Vordernbergbache, und
jenseits des Erzberges der Ort „Inner dem Berge", unser heutiges Eisenerz
am Erzbache. Der Umstand, dass das Erzlager sich in die Tiefe bis
unmittelbar zum Orte Eisenerz erstreckte, während Vordernberg, von den
Ausgehenden des Spateisenlagers weiter entfernt, auf deu höheren Theil
des Erzberges, der Kuppe desselben angewiesen war, brachte es mit sich,
dass die in den höheren Regionen des Erzberges gewonnenen Erze und
das daraus gewonnene Roheisen schon in den ältesten Zeiten mit mehr
Vortheil nach Vordernberg, die in den tieferen Theilen des Erzberges
gewonnenen Eisensteine aber nach Eisenerz gefördert wurden. Die Antheile
am Erzberge beider Orte markiert seit undenklichen Zeiten die sogenannte
Ebenhöhe, eine rings um den Berg laufende Linie.
Schon Herzog Leopold der Glorreiche nennt den Erzberg 1202
geradezu „unsere Eisengrube, unser Eisenerz" und in dem vom Könige
Ottokar von Böhmen angelegten Urbarbuche über den Besitzstand der
steirischen Herzoge wird die große Erzlagerstätte zum erstenmale als Erz-
berg bezeichnet und es hießen schon damals die beiden Haupteisenschmelz-
stätten diesseits und jenseits des Erzberges überhaupt Eisenerz, jedoch
mit der beigefügten Unterscheidung des vorderen und des inneren Eisenerz
(1283), und wird 1293 in einer Admonter Urkunde schon des Fleckens
„im innern Eisenerz" (somit im Gegensatze zu einer „vor dem Eisenerz"
bestandenen Ortschaft) erwähnt, so dass das Bestehen der Ortschaften
Vordernberg und Innerberg (Eisenerz) Ende des 13. Jahrhunderts als
zweifellos angenommen werden muss.
Die Lage dieser beiden Ortschaften bedingt es, dass das s. der
Wasserscheide zwischen Mur und Enns, in Vordernberg erzeugte Roheisen
tbalab gegen S., gegen L e o b e n, und das n. dieser Wasserscheide in
Eisenerz erzengte Eisen thalab längs oder auf der Enns gegen Steyer
nach Österreich seinen Handelsweg nahm.
Dieser uralte Brauch fand jedoch erst seine gesetzliche Regelung,
einerseits durch das von Friedrich dem Schönen den 12. März 1314 der
Stadt Leoben verliehene Privilegium, dass alles in Vordernberg erzeugte
Roheisen nur nach Leoben gebracht werden dürfe, um erst wieder von
hier an die Hammerherren weiter abgegeben zu werden ; andererseits durch
die Verfügung Kaiser Friedrichs IV. von 1483, dass das in Eisenerz
erzeugte Eisen nur nach der Stadt Steyer als Stapelplatz des ganzen
Eisenhandels n. des Erzgebirges gebracht werden darf, wodurch Leoben
und Steyer bezüglich ihres Rauheisenverlagsrechtes gleichgestellt wurden.
Nebst Leohen hatte jedoch auch die alte Handelsmetropole Judenburg eine
Hauptniederlagsstätte des in Vordernberg erzeugten Roheisens und der
Eisenwaren, welche überhaupt nur bis zu dieser Stadt verführt werden
durften, welches uralte Recht von Rudolf I. bestätigt wird. Nebst
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918