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Eisenbergbau und Hammerwesen. 67
Vordernberg 11,959.605 Centner Robeisen produciert und hiefĂĽr in beiden
Orten 11,430.137 fl. FrohngebĂĽhren, eine bei den damaligen Wertver-
hältnissen ganz riesige Summe, an den Staat gezahlt wurden. Jedes Rad-
werk verbrauchte jährlich durchschnittlich an Lebensmitteln und Yictualien
6 — 700 Metzen Weizen, 650 — 750 Metzen Korn, 14 — 1500 Hetzen
Häckerling, 40 — 45 Centner Rindschmalz, 20—25 Centner Speck,
20 — 25 Eimer Wein, weiters: 15—18 Centner Kerzen, 12—1600 Centner
Heu, 16 — 1700 Metzen Hafer.
Pferde hielt jedes Radwerk 15—18 Murbodner Rasse. An Personal
beschäftigte jedes Radwerk beiläufig 30—40 Knappen beim Bergbaue
und 9 —10 Arbeiter beim Hochofen, u.zw. 1 Oberschmelzer oder Blaaher,
1 Unterschmelzer oder Möllner, 1 Kohlfrachter und 3—4 Erzschläger und
1 Werkszimmermann ; dazu kamen der Hausknecht, der Stallknecht und
mehrere Erz- und KohlenfĂĽhrer.
Die BezĂĽge des Arbeiterpersonals zerfielen in drei Kategorien, u. zw.
in dem fixen Bezug, der meist gering war (11—13 fl. per Monat), und die
sogenannten Nebengiebigkeiten, die ĂĽblichen Zulagsgelder an gewissen Fest-
tagen etc., so das Ostermahlgeld, Frohnleichnamsgeld, Krapfengeld, Weih-
nachtsmahlgeld, Allerheiligengeld, Pfingstmahlgeld und, was den Haupthezug
bildete, in Lebensmitteln ; dazu genossen alle Arbeiter im Erkrankungsfalle
unentgeltliche ärztliche Hilfe und im Alter eine Provisionierung, den Genuss
einer kleinen Pension. Im ganzen stellten sich die BezĂĽge sammt allen
Nebengaben eines Arbeiters incl. Lehensmittel auf jährlich 240—350 fl.
Jedes Radwerk erzengte jährlich durchschnittlich 15 —1600 Ctr.
Roheisen, doch vertheilte sich diese Production nur auf 7 — 8 Monate, die
ĂĽbrige Zeit stand der Hochofen stille. In der 24stĂĽndigen Schicht erfolgten
acht Abstiche, deren jeder 10—12 Ctr. Flossen lieferte; dazu wurden
benötliigt 15 Erzschüttungen à 2700 Pfd. und ehensoviele Kohlenscliüt-
tungen Ă 75 Metzen.
Von Leohen aus wurde zur Verfrachtung der Eisenwaren gegen das
Unterland bis Mureck ausschließlich die Mur, der Wasserweg gewählt, und es
giengen jährlich circa 250 — 300 Fahrzeuge, beladen mit 30 — 40.000 Ctr.
ab. Die Hinfahrt dauerte meist zwei Tage, die Rückfahrt zwölf Tage.
Der RĂĽcktransport der Fahrzeuge (eingedeckte Schiffe) erfolgte mit-
telst Schiffzuges und es bestand längs der Mur ein sogenannter Treppelweg
fĂĽr die zum Schiffszug benĂĽtzten Pferde. Die RĂĽckfahrt bestand meist in
50—54 Startin Wein und anderen Waren-
Diese Verhältnisse bestanden Jahrhunderte nahezu anverändert, bis
die neuere Zeit in wenigen Jahrzehnten eine vollständige Umwälzung
aller Verhältnisse brachte.
Wir wollen nun ein möglichst klares Bild der inneren Organisation
des Betriebes der beiden Eisenstätten zu Vordernberg und Eisenerz gehen.
Zum Betriebe des Erzhaues und Erzeugung des Roheisens aus den
gewonnenen Erzen bestanden zwei g roĂźe Corporat ionen, u. zw.
die sogenannte Inn e rh er g e r H au p t ge w e r k s c haf t in Eis e n-
e r z und die Radmeis tercommunität in Vordernberg.
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918