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69 Eisenbergtiau und Hammerwesen.
Handel zu bringen und den Hammerherren den nöthigen Proviant für ihre
Arbeiter zu liefern. Die Hammerherren, auf deren Bedeutung wir eingehend
zu sprechen kommen werden, waren die eigentlichen Erzenger der Eisen-
waren, und es war auch hier, wie hei den Radgewerken und Verlegern das
Quantum des jährlich zur Verarbeitung kommenden Eisens, die Zahl der
Feuer und die Straßen, auf welchen die Eisenwaren verführt werden
durften, durch landesfürsliche Verordnungen strengstens geregelt.
Die Religionsunruhen in den österreichischen Landen, die im J. 1615
stattgefundene große Feuersbrunst in Eisenerz, der dreißigjährige Krieg,
welcher sich hei seinem Beginne von Böhmen auf das nahegelegene Land
ob der Enns ausbreitete, der schlechte Betrieh der Eisenindustrie und
eine zu nachsichtige Geschäftsführung waren die Ursachen, dass die öster-
reichischen Hammergewerke große Summen an die Verleger schuldeten,
und somit auch die Radgewerke in Eisenerz in Zahlungsverlegenheiten
kamen, so dass seihst in Abführung der landesfürstlichen Frohngefälle
bedeutende Rückstände anwuchsen und Gefahr vorhanden war, dass dieser
für den Staat und das Land so wichtige Geschäftszweig in gänzlichen
Verfall gerathe. Um dem vorzubeugen, wurde von Seite des Staates
zu einem außerordentlichen Mittel gegriffen. Die Besitzer der
Radwerke, sowie jene der in die Concurrenz eingreifenden Hammerwerke
und die Verleger in Steyer mussten zu einer einzigen, neuen Vereinigung
zusammentreten. Jeder der Interessenten verlor sein gesondertes Eigen-
tliumsrecht, erhielt aher je nach dem Verhältnisse seiner Einlage einen
proportionalen Antheil an dem Communalvermögen ; sämmtliche Realitäten
sammt Inventar der Rad- und Hammergewerke wurden abgeschätzt, in einer
Masse vereinigt, jedem der schuldige Theil vom Schätzungsbetrage in
Abzug gebracht, und der Rest als Einlage angenommen. Die Verleger zu
Steyer besaßen zwar keine Realitäten, aher sie hatten bedeutende For-
derungen an die Theilnehmer, die nun für jene als Einlage bestimmt
wurden. Über dieses ganze Geschäft wurde am 29. October 1625 eine
Unionsurkunde, „Capitulation" genannt, errichtet.
Auf solche Weise entstand die Innerberger Hauptgewerk-
schaft, deren Verwaltung nun vom Gründungstage an durch 0hervor-
geher unter unmittelbarer Aufsicht des kaiserlichen Kammergrafen-
amtes geführt wurde. Zur Zeit dieser staatlicherseits herbeigeführten
Vereinigung bestand die Gesellschaft der Radgewerke in Eisenerz aus
19, die der Hammergewerke aus 39 Gewerken mit einem als Einlage
gerechneten Gesammtvermögen von 744.782 fl. 23 kr. Die praktische
Ausführung dieser an und für sich glücklichen Idee scheiterte jedoch in
einigen Detailfragen. Da die große Zahl der Radgewerke und Hämmer
weder mit dem möglichen Aufbringen ihres Bedarfes an Kohlen, noch mit
dem erreichbaren Absätze ihrer Erzeugnisse im Verhältnisse stand, so
mussten dieselben in ihrer Anzahl verringert werden. Die Verleger zu Steyer
konnten das Recht, für ihre Privatpersonen Interessenten der Union zu
verbleiben, nicht lange genießen, da sie ihre Einlagen nicht an sich ziehen
und daher auch ihre eigenen Gläubiger nicht befriedigen konnten.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918