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74 Eisenbergtiau und Hammerwesen.
Bis zum J. 1760 bestanden 14 Radgewerke, und jedes von ihnen
hatte an dem Erzberge gewisse separierte, jedoch unter sich sehr verschie-
dene Antheile. Die einzelneu Radgewerke trugen die Nummern 1—14, und
hatte jedes Radgewerk sein eigenes Handelszeichen. Im J. 1759 wurde
das Schmelz- und Radwerk Nr. 6 von den ĂĽbrigen 13 als Gemeingut
erkauft und durch einen eigenen Werksverweser verwaltet ; die anderen
13 Radwerke waren Alleineigenthum der jeweiligen Besitzer. Diese wählten
alle drei Jahre einen Vor s teher aus ihrer Mitte, der bei öffentlichen
Verhandlungen, bei Contracten u. s. w. im Namen der ĂĽbrigen dieselben
vertrat, bei den monatlichen allgemeinen Berathungen und Sitzungen die
Vorträge hielt, und in augenblicklich nothwendigen Fällen seiner Vollmacht
gemäß Anordnungen traf, oder bei wichtigeren Gegenständen die Beschlüsse
der Gesammtheit in AusfĂĽhrung brachte. Auf so lche Weise entstand
die Ra dm ei s t er s eh a ft Vor de r n b er g.
Da in den Erzrechten der Vordernberger Radmeister sowohl aus
Anlass der ursprĂĽnglich fehlerhaften Massenzutheilung, als des schon von
alters her bestehenden und fortgesetzten regellosen Abbaues der Erzlager-
stätte, ein Zustand der Verwirrung und Unsicherheit herbeigeführt wurde,
so dass es nicht mehr möglich war, das Eigenthum eines Gewerken von
dem des anderen mit Sicherheit zu scheiden und zu begrenzen, und auch
groĂźe Gefahren fĂĽr die Arbeiter entstanden, so wurde eine Regelung
dieses Verhältnisses angebahnt.
Die Seele dieser Reformen war abermals Erzherzog Johann,
der edelste Freund der Steiermark, welcher mit Scharfblick die ungeheuere
Bedeutung des regen Betriebes des Erzbaues und der Roheisenproduction
fĂĽr die Wohlfahrt des ganzen Landes erkannte und selbst das Radgewerk
Nr. 2 (1822) erwarb, um mit größerem Nachdruck seine hochherzigen
Intentionen zur Geltung zu briugen. Auf seine Anregung hin wurde nicht
nur die groĂźe Religionsfondsherrschaft Seckau bei Knittelfeld (12.869 Joch
um 125.100 fl. C.-M.), und die Staatsherrschaft Göss bei Leoben
(8343 Joch um 250.000 fl. C.-M.), zusammen mit einem Waldbestand
von 21.212 Joch angekauft und dadurch die Deckung des Kohlenbedarfes
gesichert, sondern es beschlossen auch die Besitzer der Radgewerke 1 — 5
und 8 — 14 laut Vertrag vom 18. December 1829, dass die genannten
contrahierenden Radgewerke fĂĽr ihre eigenen Radwerke und fĂĽr das
communitätliche Radwerk Nr. 6, welches auch weiters noch nach den
früheren gefassten Societätsbeschlüssen als ein besonderer gewerkischer
Körper fortbestehen soll, in Bezug auf die Gewinnung und Förderung der
Erze in den Antheilen ihrer Radwerke und des communitätlichen Radwerkes
am Vordernberger Antheile des Erzberges in eine Gemeinschaft zu treten
und zu dem Ende ihre gesonderten Erzrechte in ein gemeinschaftliches
Eigenthum zu vereinigen behufs gemeinsamer, geregelter Abbauung und
Förderung des Erzes, wonach sodann die gesammte gewonnene Erzaus-
beute unter die unierten Radwerke in gleicher Quantität und Qualität
vertheilt zu werden hat. Nur der Besitzer des Radwerkes Nr. 7 trat dieser
Gesellschaft nicht bei, indem er erklärte, dass er mit seinen ihre eigen-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918