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Krieglach. 163
sandte er nun eines Tages, es war im J. 1865, einige dieser ersten Arbeiten
an Dr. A. Swoboda, Redacteur der „Tagespost" in Graz, und damit trat ein
entscheidender Wendepunkt im Leben des Schneidergesellen ein. Swoboda hatte
mit Scharfblick das Talent des Dichters aus der eingesandten Probe erkannt
und den hochherzigen Großindustriellen Peter v. Reininghaus in Graz als
Protector des Jünglings gewonnen und erwirkt, dass Rosegger die Grazer Handels-
akademie, eine Unterrichtsanstalt, die zwar einerseits der Eigenart des Dichters
wenig zusagte, andererseits es ihm jedoch ermöglichte, eine höhere Ausbildung
in kurzer Zeit zu erlangen, besuchen konnte. Diese Anstalt absolvierte Rosegger
vollständig in vier Jahren. Während dieser Zeit finden wir den Dichter mit
aller Macht bestrebt, seinen geistigen Horizont zu erweitern und die Blüte der
Literatur aller Völker und Zeiten in sich aufzunehmen.
Unmittelbar nach dieser zweiten theoretischen Periode der Lehrjahre trat
Rosegger mit einem Bändchen Dialectdichtungen : „Zither und Hackbret", Graz,
„Leykam" 1870 vor die Welt und errang damit einen vollen Erfolg. Köstlicher,
urwüchsiger Humor, originelle Darstellungsweise und ergreifende Schilderung tra-
gischer Episoden im Leben des Bauernvolkes charakterisieren diese erste Arbeit,
welcher bald ein zweiter Band Dialectdichtungen : „Tannenharz und Fichten-
nadeln" folgte (1870). Roseggers Schriften waren über die engen Grenzen
der Heimat gedrungen, und damit trat an ihn die Nothwendigkeit heran, den
Dialect der hochdeutschen Schriftsprache soweit rückzusetzen, als es ohne Schädi-
gung des volkstümlichen Charakters seiner Erzählungen geschehen konnte.
Nahezu sämmtliche späteren Arbeiten des Volksdichters zeigen daher nur mehr
Dialectanklänge, mit Ausnahme der jüngst bei „Leykam" in Graz unter dem
Titel „Stoansteirisch" in zwei Abtheilungen veröffentlichte Sammlung neuer Dialect-
dichtungen. Roseggers Dialectdichtungen, vielfach vertont, sind im Sang des Volkes
übergegangen, um hier eine unvergängliche Heimstätte zu finden.
In rascher Folge erschienen weiter: Geschichten aus Steiermark (1871),
Wanderleben (1871), Gestalten aus dem Volke der österr. Alpenwelt (1872),
Waldheimat, Heidepeters Gabriel, Der Waldschulmeister, Sonderlinge aus den
Alpen, Feierabende, Sonntagsruhe, Dorfsünden, Meine Ferien, Gottsucher, Höhen-
feuer, Bergpredigten, Jacob der Letzte und Martin der Mann. (Siehe insbesondere
Roseggers ausgewählte Schriften in 16 Bänden, Hartlebens Verlag, Wien, Pest
und Leipzig.) Unter diesen vielen Werken, deren Stoffe nahezu durchwegs dem
engen Kreise der Jugenderinnerungen des Dichters entnommen sind, und welche
einen Beweis von der seltenen Schaffungskraft des Dichters geben, seien nur
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Facsimile von P. K. Rosegger.
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918